So baut Volkswagen Startups eine Startrampe

Taugt die Idee? Hat sie eine Chance, praxisnah umgesetzt zu werden? Im Denk: Raum des Volkswagen Ideation Hub in Wolfsburg geht es genau um solche Fragen. Volle Konzentration also bei Dr. Jennifer Sarah Geffers und ihrem Team auf die App, die ein paar kreative Köpfe eines Startups programmiert haben. Ist ihr Konzept schlüssig? Besteht überhaupt Bedarf? Gibt es noch bessere Lösungen? Nach intensiver Debatte ist sich das Team einig. Noch ein zweiter, vertiefender Präsentationstermin, dann kann die Umsetzung eines Pilotprojekts im Unternehmen folgen: Großunternehmen Volkswagen und junge Gründerfirma kommen zusammen. So einfach geht das. Der Ideation Hub der Volkswagen Konzern-IT macht es möglich.

Im Ideation Hub arbeiten Experten unterschiedlicher Fachrichtungen, darunter Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Ingenieurswesen, IT, Marketing oder Design. In hellen Großraumbüros, darin locker verteilte Arbeitsinseln und Strategietafeln, sondieren Geffers (39), promovierte Wirtschaftswissenschaftlerin, und ihr Team Ideen zur digitalen Zukunft des Volkswagen Konzerns. Und nicht nur das. Wenn sie im Startup-Umfeld fündig werden, begleiten sie die Gründer weiter bis zur Umsetzung eines Pilot¬projekts im Unternehmen. Im Fokus stehen dabei die Themen neue Mobilität, Industrie 4.0 und Arbeit der Zukunft. Der Ideation Hub fokussiert dabei vor allem auf internationale Startups. „Wir spüren Ideen auf und entwickeln sie gemeinsam mit dem Startup und dem zuständigen Fachbereich zu einem Pilotprojekt weiter. Wir sind für Startups damit ihr Türöffner in den Volkswagen Konzern“, sagt Geffers.

Volkswagen setzt nicht nur auf eigenes Know-how, um den digitalen Wandel voranzutreiben, sondern seit längerem auch auf Kooperationen mit Startups. Die jungen Unternehmen sind wichtige Impulsgeber, setzen früh Trends und sind experimentierfreudig. Geffers: „Startups arbeiten prag¬matisch und schnell. Das hat Vorteile. Aber das macht es ihnen teils auch schwer, Geschäftsbeziehungen mit Großunternehmen aufzubauen, denn diese legen Wert auf hohe Standards bei Sicherheit und Qualität. Wir im Ideation Hub arbeiten daran, das Beste aus beiden Welten zu verbinden.“



Der Ideation Hub der Volkswagen Konzern-IT ist wie die mittlerweile sechs IT-Labs des Konzerns eine flexible Abteilung abseits der Linienorganisation. Startups finden im Ideation Hub einen Ansprechpartner, der so pragmatisch arbeitet wie sie selbst. Beispielsweise wird daran gearbeitet, typische Unternehmensprozesse, die Startups durchlaufen müssen, transparenter darzustellen und zu vereinfachen. Mit dem Ideation Hub geht Volkswagen direkt auf die jungen Gründerfirmen zu und unterhält dafür auch einen Ableger in Berlin. Die Startup-Landschaft dort gehört zu den größten und dynamischsten in Europa. Außerdem besuchen Teammitglieder europäische Startup-Konferenzen, organisieren eigene Startup-Veranstaltungen und halten über den Konzernverbund den kurzen Draht nach Tel Aviv, ins Silicon Valley und Beijing.

„Wir wollen kein Startup mit einer guten Idee übersehen – aber nicht jede Idee hat auch das Zeug zum Durchbruch. Wir begleiten Startups mit unserer Expertise, aber die Idee selbst muss auch tragfähig sein“, sagt Geffers. Der Ideation Hub steht Gründern steht zur Seite, knüpft Kontakte zu fachkundigen Ansprechpartnern im Unternehmen und bahnt Geschäfte mit interessierten Bereichen im gesamten Konzern an. Geffers: „Wir gehen in das direkte Gespräch mit potentiellen Nutzern des Produktes oder Services in unserem Unternehmen, wir fragen sie, welche Bedarfe, Interessen und Trends es gibt.“

Am Ende kann hieraus ein Pilotprojekt mit einem Fachbereich entstehen. Möglich ist auch die Weitervermittlung an den Startup-Inkubator von Volkswagen in der Gläsernen Manufaktur in Dresden, wo die jungen Gründer ihre Idee noch weiterentwickeln. Ist ein erfolgversprechendes Pilotprojekt bereits weit fort¬geschritten, kann der Ideation Hub im Konzern zudem weiterführende Verhandlungen mit dem Jungunternehmen anschieben.

Was wurde bereits auf den Weg gebracht? Die Bandbreite reicht von Anwendungen im Bereich 3-D-Druck über die Umsetzung einer Plattform für digitale Entwicklungen bis hin zur Zusammenarbeit im Bereich von Mobilitätsdienstleistungen, etwa einer intelligenten Nutzung geografischer Daten. Geffers: „Eine gute Idee marktreif zu machen: Das ist faszinierend.“

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