Cyberangriffe wegen Territorialstreit im Südchinesischem Meer?

Das F-Secure Labs hat einen Malwarestamm entdeckt, der offensichtlich beteiligte Parteien eines Territorialstreits im Südchinesischen Meer zwischen den Philippinen und China ins Visier nimmt. Der Territorialstreit wurde kürzlich von einem Schiedsgericht entschieden, das Chinas Ansprüche abgewiesen hat. Die Malware, die von den F-Secure-Forschern den Namen NanHaiShu bekommen hat, ist ein Remote-Access-Trojaner, der es Angreifern ermöglicht, von infizierten Rechnern Daten zu exfiltrieren. Die Malware und ihre Verwendung – in diesem Fall bis zum 12. Juli – sind Thema in dem neuen F-Secure Report mit dem Titel NanHaiShu: RATing the South China Sea.

Diese APT (Advanced Persistent Threat)-Malware scheint eng verbunden zu sein mit dem Streitfall und Gerichtsverfahren zwischen den Philippinen und China über das Südchinesische Meer“, erklärt Erka Koivunen, Cyber Security Advisor bei F-Secure. „Die betroffenen Organisationen stehen alle in irgendeiner Weise mit dem Fall im Zusammenhang. Zudem deckt sich die zeitliche Abfolge mit der Veröffentlichung von Nachrichten oder Ereignissen rund um das Schiedsverfahren.“

Zu den Zielen des Malwareangriffs, die im Bericht identifiziert wurden, gehören das Justizministerium der Philippinen, das in dem Fall engagiert ist, die Organisatoren des APEC-Gipfels (Asia-Pacific Economic Cooperation), der auf den Philippinen im November 2015 stattfand und einer großen internationalen Anwaltskanzlei.



NanHaiShu wird mittels sorgfältig gestalteter Spear-Phishing-E-Mails verbreitet, die spezifische, für jedes der Ziele relevante Informationen enthalten. Dies deutet darauf hin, dass die E-Mails gezielt für diese Adressaten erstellt wurden. Die in der E-Mail angehängte Datei enthält ein bösartiges Makro, das eine eingebettete JScript-Datei ausführt. Einmal installiert, sendet NanHaiShu Informationen aus dem infizierten Computer zu einem Remote-Server. Die Angreifer sind zudem in der Lage, eine beliebige Datei herunterzuladen.

Die technische Analyse enthüllte, dass die Malware auf Code und Infrastruktur in Zusammenhang mit Entwicklern auf dem chinesischen Festland zurückgreift. Die thematisch relevante, gezielte Auswahl der Organisationen deutet auf strategisches nationales Interesse der chinesischen Regierung. Deswegen gehen die F-Secure-Forscher davon aus, dass die Malware chinesischen Ursprungs sein dürfte.

„Wenn der Verdacht unserer Forscher richtig ist, könnte es sein, dass China gezielt Cyberspionage eingesetzt hat, um einen besseren Einblick in das Gerichtsverfahren zu gewinnen“, erklärte Koivunen.

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