Telekom-Chef: Europas Wohlstand hängt am Erfolg der Digitalisierung

Der zukünftige Wohlstand in Europa hängt vom Erfolg der Digitalisierung ab. Diese Überzeugung bekräftigte der Vorstandsvorsitzende Timotheus Höttges auf der Hauptversammlung der Deutschen Telekom am 21. Mai in Köln. Alles, was digitalisiert werden könne, werde digitalisiert. Und alles, was vernetzt werden könne, werde vernetzt – Menschen, Maschinen und Produkte. Wer sich der Herausforderung der Digitalisierung nicht rechtzeitig und konsequent stelle, werde schon bald keine Rolle mehr im Markt spielen, betonte Höttges weiter. „Vielleicht noch nicht heute, ganz bestimmt aber morgen und übermorgen.“

Die Telekom begleite den Umbau ganzer Branchen und Industrien hin zum vernetzten Arbeiten, Produzieren und Verkaufen, so Timotheus Höttges. Basis der Digitalisierung und damit verbunden des wirtschaftlichen Erfolgs sind für den Telekom-Chef die immer schnelleren und besseren Datennetze. Jährlich stecke der Konzern Milliardensummen in den Netzausbau und unterstreiche damit seinen Anspruch, führender europäischer Telekommunikationsanbieter zu sein. „Die Netze sind die Basis für alles. Darum investieren wir wie kein anderer. Ein großer Teil unserer Investitionen von jährlich rund 10 Milliarden Euro fließt in die Netze. Wir sind Teil der Architektur der digitalen Zukunft und gestalten diese aktiv mit – bei uns selbst und bei anderen.“

Der „Bauplan“ verfolgt dabei die vier strategischen Ziele:

1. Integrierte IP-Netze
2. Kunden begeistern
3. Mit Partnern gewinnen
4. Führend bei Geschäftskunden

Mit dem Aufbau einer komplett auf Basis des Internet-Protokolls basierenden Netz-Architektur treibt die Telekom europaweit den Umbau ihres Telefonnetzes voran. Mit dem schnellen Mobilfunkstandard LTE sind bald bis zu 300 Megabit pro Sekunde möglich, die Vectoring-Technik schraubt die Geschwindigkeit im heimischen Festnetz nach oben, Hybrid bündelt das Beste aus Festnetz und Mobilfunk und setzt in puncto Highspeed sogar noch einen obendrauf. Und mit dem europäischen PAN-Netz schließt die Telekom Netze über mehrere Länder zusammen und schafft so die Basis, beispielsweise für Geschäftskunden in gerade einmal 15 Minuten ein internationales Firmennetz aufzubauen – ein Vorgang, der bis dato 30 Tage ab Bestellung brauchte.

Im Mittelpunkt der Überlegungen steht bei allem immer der Kunde. Mit MagentaEINS hat die Telekom im vergangenen Jahr auf dem Heimatmarkt das erste integrierte Angebot aus Festnetz, Mobilfunk und Fernsehen eingeführt. Seit September 2014 haben sich eine Million Kunden für ein MagentaEINS Paket entschieden. Mit MagentaEINS wird es für die Kunden noch einfacher, sich die passenden Produkte aus der Telekom-Welt zusammenzustellen. Das Konzept eines integrierten Angebots ist so überzeugend, dass dieses jetzt auch in anderen europäischen Märkten startet. Den Anfang machen die Slowakei und Rumänien.

Nicht jede Anforderung kann die Telekom allerdings alleine stemmen. Große wie kleine Partner, etablierte Branchengrößen wie wendige Start-ups helfen, die Netze mit Leben zu füllen und sich vom Wettbewerb abzuheben. „Wir müssen als Telekom nicht immer alles selbst entwickeln. Wenn bereits eine gute Lösung existiert, warum sollten wir nicht mit dem betreffenden Unternehmen eine Partnerschaft eingehen?“, fragte Höttges. Start-ups sähen neue Entwicklungen und Trends vielleicht nicht immer früher als die großen Konzerne, sie könnten aber schneller und flexibler darauf reagieren.

Wichtiger Baustein ist darüber hinaus der Bereich der Geschäftskunden. Hinter dem Begriff Industrie 4.0 steht die Digitalisierung von Industrien wie Maschinen- und Anlagenbau, Kraftwerkstechnik oder auch die Automobil-Produktion. Beim Umbau von T-Systems konzentriert sich die Telekom auf die Zukunfts- und Wachstumsthemen CloudComputing, Maschine-zu-Maschine-Kommunikation oder die Analyse großer Datenmengen.

Derzeit werde die digitale Welt mit Riesenschritten neu vermessen, erklärte Telekom-Vorstand Höttges und forderte mit Blick auf Anbieter wie Facebook und WhatsApp „freien Wettbewerb“. Timotheus Höttges: „Obwohl Anbieter im selben Markt unterwegs sind, gelten nicht dieselben Regeln. Wettbewerb ist aber nur dann frei, wenn er auch fair ist.“ Es gehe ihm dabei nicht um mehr Regulierung. Er forderte stattdessen dazu auf, Märkte breiter zu definieren und sich nicht weiter in Strukturen einzurichten, in denen die Marktabgrenzung identisch mit Ländergrenzen sei.

Als europäischstes aller Telekommunikations-Unternehmen sieht Höttges die Telekom beim Umgang mit Daten besonders in der Pflicht. „Die Marke T steht für Vertrauen“, weiß der Telekom-Chef. „Wir achten die Privatsphäre unserer Kunden.“ Um die Chancengleichheit zu wahren und gleiche Regeln für alle zu schaffen, kämpfe die Telekom für eine europäische Datenschutzverordnung. Höttges: „In einer digitalen Welt muss auch die digitale Würde unantastbar sein!“

Dass unternehmerische Strategie und gesellschaftliche Verantwortung Hand in Hand gehen können, unterstreicht das Konzernergebnis. Die Telekom ist 2014 gewachsen wie seit vielen Jahren nicht. Im Geschäftsjahr 2014 hat der Konzern bei einem Umsatzplus von 4,2 Prozent auf 62,7 Milliarden Euro die selbst gesteckten Ziele erreicht und Wert für die Aktionäre geschaffen. Das bereinigte EBITDA kletterte um knapp ein Prozent auf 17,6 Milliarden Euro. Es ist das erste EBITDA-Wachstum seit sechs Jahren. Der Free Cashflow lag – auch beeinflusst durch hohe Netzinvestitionen – bei rund 4,1 Milliarden Euro und damit ebenfalls im Zielwert für das Gesamtjahr. „Wir glauben an unseren Weg. Wir haben den Konzern wieder auf Wachstumskurs gebracht und wir werden diesen Weg konsequent weitergehen“, sagte Höttges.

Das unterstreicht auch das Ergebnis des ersten Quartals 2015, in dem der Konzern ein starkes Wachstum mit einem organischen Umsatzplus von 4,7 Prozent zeigte. Der ausgewiesene Umsatz stieg, auch beeinflusst durch den starken Dollar-Kurs, um 13,1 Prozent.

Auf Basis der Ergebnisse des Jahres 2014 schlugen Vorstand und Aufsichtsrat der Hauptversammlung am 21. Mai eine unveränderte Dividende von 0,50 Euro je Aktie vor. Wie in den beiden Vorjahren können Aktionäre diese bar oder auf Wunsch auch in Form von Aktien erhalten.

Die Dividende als wichtiger Bestandteil der Aktionärsvergütung hat aus Sicht des Vorstands gerade in der aktuellen Niedrigzinsphase die T-Aktie zu einem attraktiven Investment gemacht. Die Gesamtrendite der Anteilseigner aus Kursentwicklung und Dividendenzahlungen (Total Shareholder Return) betrug von Januar bis Dezember 2014 plus 11 Prozent. Damit hat die T-Aktie deutlich besser abgeschnitten als der Dax und der europäische Index Euro Stoxx. Und seit Jahresbeginn hat die T-Aktie nochmals ein Kursplus von rund 26 Prozent erreicht (Stichtag: 20. Mai 2015). Für die Geschäftsjahre 2015 bis 2018 strebt der Vorstand ein Dividendenwachstum im Einklang mit dem erwarteten Anstieg des Free Cashflows an, der um durchschnittlich rund 10 Prozent pro Jahr wachsen soll.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.