Bitkom-Studie: Das Auto der Zukunft spaltet die Deutschen

Tesla
Elektroautos: Sind sie die Zukunft der Mobilität? Die Hälfte der Befragten jedenfalls, ist der Meinung, dass die deutsche Autoindustrie die Wende hin zu Elektroautos und anderen erneuerbaren Antriebsformen verpasst.

Die Automobilindustrie steht vor einem tiefgreifenden Umbruch. Den Deutschen sind beim Autokauf integrierte Navigationsdienste, Fahrassistenzsysteme oder digitale Dienste auf Grundlage von Fahrzeugdaten wie Reparaturhinweise inzwischen wichtiger als Motorleistung oder die Marke. Zudem ist vor allem für die große Mehrheit der Jüngeren das eigene Auto kein Statussymbol mehr, stattdessen spielt der Klimaschutz eine wichtige Rolle bei der Wahl des Verkehrsmittels. Und bei den Zukunftsthemen Elektroautos und autonomes Fahren sehen die Bundesbürger aktuell die deutschen Hersteller im Hintertreffen.


Der Artikel basiert auf dem Ergebnis einer repräsentativen Befragung von 1.004 Bundesbürgern im Auftrag des Digitalverbands Bitkom, die im Vorfeld der Internationalen Automobil-Ausstellung (IAA) in Frankfurt vorgestellt wurde.


„Ein Auto ist noch immer eine hervorragende Ingenieursleistung, auch wenn Software bereits eine zentrale Stellung einnimmt. Künftig wird diese Software für die Passagiere noch sichtbarer. Und sie wollen im Auto dieselben Dienste nutzen wie zu Hause“, sagte Bitkom-Präsident Achim Berg. „Der Trend zum Elektroauto führt zudem dazu, dass die Markteintrittsschranken deutlich sinken. Ein Elektroauto ist viel einfacher zu konstruieren als ein Fahrzeug mit Verbrennungsmotor, Antriebsstrang und Abgasanlage. Dadurch entwickeln sich neue Player aus dem Ausland und auch aus der Digitalbranche zu ernstzunehmenden Wettbewerbern für die etablierten Anbieter.“ 46 Prozent der Bundesbürger sehen die Autoindustrie durch die Verbreitung von Elektroautos herausgefordert, 31 Prozent durch den Trend zum autonomen Fahren.

Kriterien beim Autokauf: Lieber digital als viele PS

Wichtigstes Kriterium beim Autokauf ist für die Bundesbürger, ob das neue Fahrzeug integrierte Navigationsdienste bietet (93 Prozent). Damit liegt es noch vor dem Anschaffungspreis (91 Prozent), Umwelteigenschaften wie Verbrauch (91 Prozent), dem allgemeinen Komfort (88 Prozent) und der Art des Antriebs (84 Prozent). Fahrassistenzsysteme wie Spurhalteassistent oder Einparkautomatik (80 Prozent) liegen ganz knapp vor dem Design (79 Prozent). Und Dienste auf Grundlage von Fahrzeugdaten (77 Prozent), die etwa Hinweise auf notwendige Reparaturen geben, sind wichtiger als die Motorleistung (70 Prozent) oder der Einsatz des Herstellers für Klimaschutz (67 Prozent). Ebenso wichtig wie die Marke (62 Prozent) ist die Kompatibilität des Cockpits mit dem eigenen Smartphone (62 Prozent). Ebenfalls von einer Mehrheit als wichtig eingestuft wird das Angebot von neuen Diensten auf Grundlage von Car-to-Car-Kommunikation (56 Prozent), mit der zum Beispiel vorausfahrende Fahrzeuge vor Hindernissen auf der Straße warnen können, sowie ein Internetzugang im Auto (51 Prozent), etwa für das Entertainment-System.

„Auch wenn Fahrzeuge heute voller Elektronik stecken: Wir stehen noch am Anfang der Digitalisierung des Automobils. Der nächste Schritt wird erreicht, wenn die Fahrzeuge untereinander und mit der Straßeninfrastruktur wie Ampeln kommunizieren“, so Berg. 

Das eigene Auto verliert an Bedeutung

4 von 10 Bundesbürger (40 Prozent) sagen, dass für sie persönlich das Auto im Vergleich zu anderen Verkehrsmitteln künftig deutlich an Bedeutung verlieren wird. Und für 6 von 10 (62 Prozent) ist der Besitz eines eigenen Autos kein Statussymbol. Dabei gibt es deutliche Unterschiede zwischen den Altersgruppen. Während nur 58 Prozent der über 65-Jährigen dieser Aussage zustimmen, sind es 70 Prozent der 16- bis 29-Jährigen.

Doch das sind nicht die einzigen Herausforderungen für die deutsche Automobilindustrie. Drei Viertel (72 Prozent) geben an, dass der Klimaschutz für sie bei der Wahl des Verkehrsmittels eine sehr große Rolle spielt. 64 Prozent sehen den Umwelt- und Klimaschutz (64 Prozent) als Herausforderung für die Hersteller, fast jeder Zweite (48 Prozent) die Diskussion über autofreie Innenstädte. Ebenfalls als Herausforderungen gelten Handelskriege (46 Prozent), Carsharing (18 Prozent), Ridesharing (13 Prozent) und neue Verkehrsmittel wie E-Scooter (6 Prozent).

E-Autos verändern den Markt grundlegend

Für den Automobilmarkt sehen die Bundesbürger insbesondere durch E-Autos deutliche Verschiebungen der Kräfteverhältnisse. So ist die Hälfte (52 Prozent) der Meinung, dass die deutsche Autoindustrie die Wende hin zu Elektroautos und anderen erneuerbaren Antriebsformen verpasst (52 Prozent). Ähnlich viele sind sicher, dass sich 2030 die Marktanteile heute bekannter Hersteller durch Elektroautos massiv verschoben haben werden (48 Prozent). Und 46 Prozent gehen davon aus, dass 2030 heute noch erfolgreiche Autohersteller vom Markt verschwunden sein werden, weil sie Elektroautos zu spät oder gar nicht angeboten haben. Vor diesem Hintergrund sehen zwei Drittel der Bundesbürger neue Autohersteller aus China (68 Prozent) als Herausforderung für die deutsche Automobilindustrie.

Bei der Frage nach einem Verkaufsverbot für Autos mit Verbrennungsmotor scheiden sich die Geister. Rund jeder Vierte (23 Prozent) wäre für ein Verbot spätestens ab 2030. Aber fast ebenso viele (20 Prozent) lehnen ein Verbot grundsätzlich ab. 

Das E-Auto gilt als leise und umweltfreundlich – aber es gibt wenige Ladesäulen

Aktuell sind die Bundesbürger noch gespalten, was den Kauf eines E-Autos angeht. 47 Prozent können sich einen Kauf vorstellen, 46 Prozent ziehen das aber nicht in Erwägung. Gegen Elektroautos sprechen nach Ansicht der Befragten vor allem die geringe Reichweite (68 Prozent), zu wenige Ladesäulen (67 Prozent) sowie die Unsicherheit, ob man bei Auslandsfahrten die Batterie aufladen kann (64 Prozent). E-Autos gelten auch als zu teuer (63 Prozent), zudem werden eine zu kurze Garantie für die Akkus (59 Prozent) sowie zu lange Ladezeiten (56 Prozent) bemängelt. Mit Abstand folgen eine zu geringe Modelauswahl (29 Prozent), intransparente Preise an öffentlichen Ladesäulen (25 Prozent) und die Sorge, dass der Fahrspaß verloren geht (22 Prozent). Nur 13 Prozent nennen als Nachteil eine fehlende Verfügbarkeit und zu lange Lieferzeiten. Und lediglich 6 Prozent sehen gar keine Nachteile bei E-Autos.

Fehlen den Deutschen: Ladesäulen für Elektroautos

Als Vorteile werden am häufigsten genannt, dass E-Autos leiser (46 Prozent) und umweltfreundlicher (42 Prozent) sind. Aber auch Geld spielt eine Rolle: So loben 30 Prozent die Kaufprämie für E-Autos, 25 Prozent geringere Betriebskosten und 20 Prozent langfristig geringere Wartungskosten. Jeder Vierte (23 Prozent) sieht als Vorteil das positive Image von E-Autos, nur 8 Prozent die Möglichkeit, Strom aus eigener Erzeugung zu nutzen. Und sogar nur 3 Prozent erwarten einen größeren Fahrspaß als mit herkömmlichen Autos. Jeder Dritte (32 Prozent) gibt an, er sehe keine Vorteile durch E-Autos.

„Das größte Hindernis bei der Elektromobilität ist das Ladenetz. Wir brauchen eine digitale Energiewende mit einem komplett digitalen und intelligenten Energienetz, damit eine flächendeckende Versorgung mit Ladestationen schnellstmöglich realisiert werden kann.“

Achim Berg, Präsident Bitkom

Wenn die Politik die Verbreitung von E-Autos fördern will, dann bietet sich dafür eine ganze Reihe von Maßnahmen. 7 von 10 Bundesbürgern (69 Prozent) geben an, dass ein flächendeckender Ausbau von Ladesäulen ihr persönliches Interesse am E-Auto-Kauf steigern würde. Mit deutlichem Abstand folgen finanzielle Anreize wie höhere Kaufprämien (43 Prozent), geringere Steuern (39 Prozent) oder eine Abwrackprämie (28 Prozent). Jeder Dritte (38 Prozent) hätte gerne mehr Informationen über E-Mobilität. Weitere gewünschte Maßnahmen der Politik sind Privilegien für E-Autos wie kostenloses Parken (34 Prozent), Fahrverbote für Autos mit Verbrennungsmotor (18 Prozent) sowie eine höhere Mineralölsteuer (12 Prozent). 3 von 10 Befragten (28 Prozent) geben aber an, dass sie generell nicht an Elektroautos interessiert sind, ganz egal welche Maßnahmen die Politik ergreift.

Bundesbürger erwarten Durchbruch beim autonomen Fahren

Bei einem weiteren großen Zukunftsthema der Automobilbranche sehen die Bundesbürger die deutschen Hersteller auf dem zweiten Platz. So geht jeder Vierte (25 Prozent) davon aus, dass klassische Autohersteller aus Deutschland wie VW, BMW oder Daimler den Wettbewerb um das autonome Fahren gewinnen werden. Damit liegen sie deutlich vor klassischen Herstellern aus dem Ausland wie Ford oder Toyota (16 Prozent) und knapp vor IT- und Internetunternehmen wie Apple, Google oder Uber (22 Prozent), die oft die Schlagzeilen beherrschen. Die besten Chancen, die Führungsrolle beim autonomen Fahren einzunehmen, wird allerdings neuen Automobilherstellern wie Tesla zugeschrieben, die jeder Dritte (34 Prozent) vorne sieht. Dabei geht eine Mehrheit davon aus, dass autonomes Fahren kein Science Fiction ist, sondern schon bald Alltag. So erwarten 6 von 10 (60 Prozent) Bundesbürgern, dass spätestens in 20 Jahren in Deutschland mehr selbstfahrende als herkömmliche Autos zugelassen werden. Nur 13 Prozent gehen davon aus, dass auch in mehr als 25 Jahren noch von Menschen gesteuerte Autos den Markt dominieren.

„Die Frage ist nicht, ob das autonome Fahren kommt, sondern wann es kommt“, so Berg. „Die Zukunft des Automobils ist autonom. Damit Deutschland in dieser autonomen Welt seine Position als Autonation Nr. 1 halten kann, muss jetzt eine optimale digitale Infrastruktur aufgebaut werden.“

Autonome Autos: Sorge bereiten Hacker und Datenmissbrauch

Aktuell gibt es gegenüber der Technik allerdings noch Vorbehalte – und die Bundesbürger sind ähnlich wie beim E-Auto gespalten. So kann sich nur jeder Zweite (47 Prozent) grundsätzlich vorstellen, ein autonomes Fahrzeug zu nutzen. Vor allem die Sicherheit und der Datenschutz bereiten vielen Sorgen. So sagen jeweils 6 von 10 Befragten, dass sie Angst vor technischen Problemen (61 Prozent) oder Hackern (59 Prozent) haben. Weitere 29 Prozent geben an, dass sie der Technik in Gefahrensituationen weniger trauen als einem Menschen, und 18 Prozent haben generell wenig Vertrauen in Technik. Jeder Zweite (48 Prozent) befürchtet eine Datennutzung durch Dritte. Darüber hinaus gelten ungeklärte rechtliche Rahmenbedingungen als Nachteil (59 Prozent), etwa bei Haftungsfragen.

Aber auch Geld spielt eine Rolle. 45 Prozent befürchten hohe Investitionskosten in die Infrastruktur an der Straße für autonomen Verkehr, 36 Prozent zu hohe Preise für die Fahrzeuge. Jeder Dritte (33 Prozent) möchte nicht auf den Spaß am Selbstfahren verzichten. Nur 11 Prozent der Deutschen meinen, es gebe keine Nachteile beim autonomen Fahren.

Berg: „Die Risikowahrnehmung beim autonomen Fahren scheint mir verzerrt. Grundsätzlich wird Autofahren durch Assistenzsysteme und später durch Autopiloten sicherer, weil diese sich nicht ablenken lassen, nicht müde werden und auch keine Emotionen haben, die sich unbewusst auf den Fahrstil auswirken.“

Drei von vier Bundesbürgern sehen Vorteile durch autonome Autos

Drei Viertel (73 Prozent) der Bundesbürger sehen denn auch Vorteile durch autonome Autos. Am häufigsten genannt werden eine geringere Umweltbelastung (48 Prozent), etwa durch eine angepasste Fahrweise, sowie ein besserer Verkehrsfluss (45 Prozent). Jeweils rund ein Drittel erwarten eine geringere Lärmbelästigung (37 Prozent), weil zum Beispiel weniger Halte- und Anfahrvorgänge an Ampeln nötig sind, mehr Sicherheit für andere Verkehrsteilnehmer (34 Prozent), mehr Fahrkomfort (34 Prozent), weniger Unfälle (33 Prozent) sowie mehr Zeit für den Fahrer (30 Prozent). Nur rund jeder Vierte (28 Prozent) erwartet durch autonomes Fahren mehr Sicherheit für die Fahrzeuginsassen. Und gerade einmal 14 Prozent gehen davon aus, schneller ans Ziel zu kommen.

Mobilität der Zukunft: China ist Spitzenreiter

China wird zum globalen Innovationstreiber in der Automobilindustrie. Im Rennen um den zukünftigen Markt für Mobilitätsdienstleistungen hat sich das Reich der Mitte eine Führungsposition erarbeitet. So ging jedes zweite in der ersten Jahreshälfte 2018 verkaufte Elektroauto an einen Kunden in China. Gleichzeitig hat das Land seine Ladeinfrastruktur in den vergangenen zwölf Monaten massiv ausgebaut und neue Teststrecken für autonomes Fahren eingerichtet. Chinesische Konsumenten tragen den Fortschritt mit und nutzen Mobilitätsangebote wie Car-Sharing und Mitfahrgelegenheiten.

„Kein anderes Land ist so fortschrittlich und offen für neue Technologien und Mobilitätsdienste. Die meisten traditionellen Auto-Nationen stagnieren dagegen oder bewegen sich nur langsam“, wird Wolfgang Bernhart, Partner bei Roland Berger, in einer Mitteilung des Beratungshauses zitiert: „China ist nicht nur der weltweit größte Absatzmarkt für Autos und ein wichtiger Produktionsstandort. Es hat sich längst von der Werkbank zum Labor der Industrie entwickelt.“

In den vergangenen zwölf Monaten hat China seine Anzahl an Ladestationen für Elektroautos von 2,5 auf 5,7 Ladestationen pro 100km verdoppelt. 

Die Führungsrolle Chinas zeigt sich anderem beim Ausbau der Infrastruktur für batteriebetriebene Fahrzeuge. So hat das Land seine Kapazitäten trotz des riesigen Straßennetzes in den vergangenen zwölf Monaten verdoppelt – von 2,5 auf 5,7 Ladestationen pro 100 Kilometer (Deutschland 4,5, Frankreich 2,3, USA 0,3 Stationen pro 100 Kilometer). Das Geld ist in dem Sinne gut angelegt, zählen die Chinesen doch zu den Verbrauchern mit dem größten Vertrauen in Elektromobilität: Immerhin 65 Prozent der Befragten können sich vorstellen, als nächstes ein Auto mit Elektroantrieb zu kaufen. Damit sind sie deutlich innovationsfreudiger als die Verbraucher in Westeuropa, wo das Interesse bei mageren 30 Prozent stagniert.

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Zu geringer Profit: Elektromobilität – Innovationsbremse Bezahlsysteme

Auf der IAA stehen die Elektroautos im Mittelpunkt. Dennoch herrscht immer noch Skepsis. Käufer schrecken mangels Ladeinfrastruktur und Reichweite vom Kauf zurück, potenzielle Betreiber von Ladetankstellen schrecken angesichts zu geringer Einnahmen vor dem Bau derselben zurück – ein klassisches Henne-Ei-Problem. Wie Betreiber mit Anreizen gelockt werden können, hat der VDE jetzt in der Studie „Ad-hoc-Laden und spontanes Bezahlen: Wie sich punktuelles Aufladen umsetzen lässt“ untersucht. „Was zunächst banal klingt, birgt viel Sprengstoff in der Umsetzung“, wird Wolfgang Klebsch, Experte für Elektromobilität im VDE und Autor der Studie, in einer entsprechenden Pressemitteilung zitiert.

„Während das Betanken eines Autos mit Verbrennungsmotor an einer Zapfsäule selten mehr als eine Minute dauert und der Bezahlbetrag meist über 20 Euro liegt, sind die Verhältnisse an einer Ladesäule für Elektroautos deutlich ungünstiger“, führt Klebsch weiter aus. Das Aufladen an einem 11‐kW Ladepunkt würde beispielsweise, je nach Ladezustand der Batterie, ein bis zwei Stunden dauern. Und für den Betreiber kämen fünf bis maximal zehn Euro an Betrag raus. „Die zu erwartenden Margen sind schlichtweg zu gering. Unter den Voraussetzungen ist keiner bereit, eine Ladeinfrastruktur aufzubauen und zu betreiben“, holt Klebsch aus. Er untersuchte deshalb im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie, wie sich die Kosten für die angebotenen Bezahlsysteme in Grenzen halten lassen.

Online Bezahlsysteme unrentabel

Die Studie zeigt anhand einer Bewertungsmatrix geeignete Bezahlsysteme für das Ad-hoc-Laden. Sie fokussiert dabei auf Geschäftsmodelle für die klassische Ladeinfrastruktur (LIS)-Betreiber (Stromversorger, Stadtwerke, Roaming‐Provider), für LIS‐Quereinsteiger (Autobahnraststätten, Tankstellen, Parkhäuser) und für Händler und Dienstleister von Mehrwertdiensten (Supermärkte, Baumärkte, Hotels, Restaurants). Ein überraschendes Ergebnis der Studie ist, dass die auf der Betreiberseite anfallenden Kosten sehr breit gestreut sind. Von daher rät Wolfgang Klebsch davon ab, pauschal auf gängige Online‐Bezahlsysteme zu setzen. Denn angesichts der an Ladesäulen anfallenden geringen Bezahlbeträge und Margen erweisen sich gerade die einschlägigen Online‐Bezahlsysteme via Smartphone oder Kreditkarten als besonders teuer.

Demgegenüber stellt sich die konservative Prepaid‐Bezahlfunktion GiroGo auf EC‐Karten für diese Anwendung als eine für die Betreiber kostenmäßig sehr günstige Lösung dar, da hier Gebühren von nur 1 bis 4 Cent pro Transaktion anfallen. „Bei dieser Lösung muss der Nutzer allerdings „mitspielen“. Von ihm wird erwartet, dass er seine Geldkarte regelmäßig mit Bargeld auflädt“, sagt Klebsch. Für den Autofahrer bedeutet das, die Bequemlichkeit ein Stück weit aufzugeben. Dafür wird das Tanken billiger.

Volkswagen Konzern und Fahrtenvermittler Gett planen Ausbau von On-Demand-Mobilitätslösungen

Volkswagen Konzern und Fahrtenvermittler Gett planen Ausbau von On-Demand-Mobilitätslösungen sowie Expansion in Europa
Mit einer Auftaktveranstaltung im DRIVE Volkswagen Group Forum in Berlin haben der Volkswagen Konzern und der On-Demand-Mobilitätsdienstleister Gett heute den Grundstein ihrer strategischen Partnerschaft gelegt. Für den Volkswagen Konzern stellt diese einen ersten bedeutsamen Schritt für den Wandel vom Autohersteller zum Gestalter und Anbieter integrierter, nachhaltiger Mobilität dar.

Bereits in der vergangenen Woche hatte der Volkswagen Konzern bekanntgegeben, sich mit einer strategischen Investition in Höhe von 300 Millionen US-Dollar an dem weltweit präsenten Fahrtenvermittler Gett zu beteiligen, um den Weg für neue Mobilitätskonzepte zu ebnen. In einer Rede im DRIVE Volkswagen GROUP Forum in Berlin bekräftigte der Vorstandsvorsitzende Matthias Müller die Bedeutung dieser strategischen Partnerschaft.

„Der Markt für Fahrtenvermittlung und Mobilität auf Abruf
, genannt „Ride Hailing“, verheißt nicht nur hohe Wachstumsraten, sondern besitzt für Volkswagen auch große strategische Relevanz. Ride Hailing wird in das Zentrum unseres neuen ‚Mobility on demand‘-Geschäftsfeldes rücken, das wir als die zweite Säule neben dem klassischen Automobilgeschäft aufbauen“, so Matthias Müller. „Mit unserem Investment in Gett erlangen wir ab sofort Zugang zu einem Service, von dem Menschen auf der ganzen Welt profitieren können.“ „Volkswagen Konzern und Fahrtenvermittler Gett planen Ausbau von On-Demand-Mobilitätslösungen“ weiterlesen

Kienbaum: Autobauer hätten 2014 doppelt so viele E-Autos verkaufen können

Die Elektromobilität kommt in Deutschland nach wie vor nicht ins Rollen: Eine entscheidende Ursache ist, dass die Automobilkonzerne an den Kundenbedürfnissen vorbeiproduzieren, zeigt eine Analyse der Managementberatung Kienbaum. 30.000 anstatt 15.000 Elektroautos hätten die Autobauer in diesem Jahr absetzen können, wenn sie in denjenigen Segmenten Elektrofahrzeuge angeboten hätten, in denen potenziell Nachfrage besteht.

Kundenbefragungen, Experteninterviews und Marktprognosen der Kienbaum-Automotive-Experten belegen: Der breite Markt für Elektromobilität wird sich durch zwei Fahrzeugsegmente entwickeln und etablieren, weil in diesen Segmenten die Nachfrage am höchsten ist: Dies sind erstens kleine, innovative und dennoch preisgünstige, rein batterieelektrische Fahrzeuge, die als sogenanntes „Purpose Design“ eigens für die Elektromobilität konstruiert werden. Und zweitens Firmenwagen im Oberklasse-Segment im „Conversion Design“. Das heißt, sie werden als Elektro-Variante als Plug-in-Hybrider angeboten und parallel auch mit konventionellem Verbrennungsantrieb.

„Das große Problem: Das Angebot auf dem E-Mobility-Markt ist genau gegenteilig zur Nachfrage. Bei den kleinen, rein batteriebetriebenen Autos finden wir Conversion Designs wie den E-Up und den Smart vor und im Firmenwagensegment gibt es so gut wie gar keine deutschen Plug-in-Hybride“, sagt Harald Proff, Leiter der Kienbaum Global Practice Group Automotive.

Die Kienbaum-Analyse zeigt außerdem, dass die Autobauer verstärkt rein elektrische Fahrzeuge im mittleren Segment anbieten wie den E-Golf, die B-Klasse oder den A3-etron. „Für die Segmentkunden in dieser mittleren Preisklasse ist Elektromobilität aber noch überhaupt kein Thema. Hier sitzen nicht die sogenannten Early Adopter – also die frühzeitigen Anwender, wie wir sie in den Großstädten oder auch im Fuhrparkmanagement vorfinden. Die Autobauer sollten daher schnellstmöglich ihr Segment-Angebot umstellen, um um endlich die vorhandenen Kundenpotenziale zu heben“, sagt Harald Proff.