Bosch, Vodafone und Huawei lassen schlaue Autos miteinander reden

Freitagnachmittag auf der A9 bei München, dichter Verkehr, volle Konzentration: Im Sekunden-Takt drängeln sich andere Fahrzeuge vor Autos ein, obwohl sie das eigentlich nicht sollen – und zwingen den Fahrer zu abrupten Bremsmanövern, welche die Ursache für viele Unfälle, zähen Verkehr und Stress beim Autofahren sind.

Intelligenter Mobilfunk sorgt hier für Entspannung und kann helfen, kritische Fahrsituationen zu entschärfen, noch bevor daraus womöglich Unfälle werden. Die Technologie heißt Cellular-V2X (Vehicle-to-Everything), die Kommunikation eines Autos mit anderen Fahrzeugen und dem Umfeld per Mobilfunk. Bosch, Vodafone und Huawei erproben seit Februar 2017 die neue, leistungsstarke Technologie als Erste in Europa im Livebetrieb. Getestet wird auf der Autobahn A9 in Bayern mit ersten 5G-Testmodulen.

Mit der Technologie Cellular-V2X (Vehicle-to-Everything) wollen Bosch, Vodafone und Huawei die Kommunikation eines Autos mit anderen Fahrzeugen und dem Umfeld per Mobilfunk möglich machen.
Mit der Technologie Cellular-V2X (Vehicle-to-Everything) wollen Bosch, Vodafone und Huawei die Kommunikation eines Autos mit anderen Fahrzeugen und dem Umfeld per Mobilfunk möglich machen. (Foto Bosch)

Erstmals wird gezeigt, dass auch Fahrerassistenzfunktionen wie die adaptive Abstands- und Geschwindigkeitsregelung (ACC) von der direkten und nahezu verzögerungsfreien Datenübertragung profitieren. Als Echtzeit-Warnsystem beim Spurwechsel auf der Autobahn oder bei einem unvorhersehbaren Bremsvorgang des vorausfahrenden Fahrzeugs wurde Cellular-V2X bisher getestet. „Bosch, Vodafone und Huawei lassen schlaue Autos miteinander reden“ weiterlesen

Telekom zeigt das erste vollständige 5G-System der Welt

Mit dem ersten, herstellerunabhängigen Ende-zu-Ende-System meistert das 5G:haus der Telekom nicht allein ein Baustein-Puzzle, das Experten in aller Welt beschäftigt. Zusammen mit seinen Partnern gelingt dem Innovationslabor auch ein gewaltiger Schritt in der Entwicklung eines leistungsstarken 5G-Netzes, das sich selbst für extremste Dienste der nächsten Generation eignet. Virtuelle Realität, ein enormes Internet der Dinge, taktiles Internet für in Echtzeit gesteuerte Roboter – Huawei, Samsung, die SoftRAN Initiative der Stanford University und die Telekom weisen beim Mobile World Congress 2016 den Weg.

Network Slicing macht’s möglich

Am Stand der Telekom in Barcelona präsentiert das 5G:haus zum ersten Mal ein voll funktionsfähiges, Ende-zu-Ende 5G-Netz. Eine neuartige, flexible Architektur ermöglicht diesem, bei Bedarf auch extrem unterschiedliche Eigenschaften annehmen zu können. Das System ist software-definiert aufgebaut. Es basiert auf offenen Schnittstellen, Hardware nach Industriestandards und Network Slicing. Die Deutsche Telekom betreibt in Barcelona drei solcher virtueller Netzabschnitte (Network Slices) im Parallelbetrieb auf derselben Hardware. Das Ende-zu-Ende-System aus Zugangs- und Kernnetz regelt sowohl die Erstellung, Orchestrierung, Bereitstellung, als auch den Einsatz und Betrieb der einzelnen Slices.

„Network Slicing ermöglicht in 5G einerseits, schnell und effizient differenzierte Zugangsmöglichkeiten für unterschiedliche Anforderungen der Industrie zu schaffen und bereitzustellen. Gleichzeitig bietet es Privatkunden nahtlos schnelle, mobile Breitbandanbindung“, sagt Bruno Jacobfeuerborn, Technikchef Deutsche Telekom AG. „Unser bahnbrechendes Ende-zu-Ende-System zeigt, wie extrem leistungsfähige Services für die verschiedensten Anwendungen in einer digitalisierten Gesellschaft auf Abruf möglich sein werden.“

Network Slicing sorgt über Software-Defined Networking (SDN) und Network Functions Virtualization (NFV) für Flexibilität vom Kern bis hin zum mobilen Zugang des Netzes. Im virtuellen Netzabschnitt, der auf Reaktionsschnelligkeit ausgelegt ist, gelang den 5G:haus-Partnern ein Weltrekord mit weitreichenden Folgen: Zum ersten Mal überhaupt wurde eine Netz-Latenz, Ende-zu-Ende, von unter einer Millisekunde erreicht. Das ist branchenweit ein Meilenstein im Bereich des taktilen Internets und ein Signal für die Entwicklung von Anwendungen zur extremen Echtzeit-Kommunikation.

Integrierte Funktionalität für eine digitalisierte Gesellschaft

Als Antwort auf die wachsende Nachfrage nach sehr schnellen Funknetz-Verbindungen reagiert das System des 5G:haus mit einem virtuellen Netzabschnitt für Ultra Mobile Broadband (UMBB). Mobilfunk-Technologie im 60 GHz Frequenzband und eine spezielle Richtfunk-Technik sorgen für bessere Abdeckung, Mobilität und Leistung. Dieses Konzept wurde auf einen ultramodernen Smartphone-Prototyp übertragen. In Barcelona demonstrieren das 5G:haus und seine Partner, wie man damit einen Daten-Durchsatz von mehr als 1,5 Gb/s erreichen kann.




Ultra Low Latency (ULL) eignet sich besonders für industrielle Anwendungen, die eine zuverlässige Anbindung an das Netz in absoluter Echtzeit erfordern. Dies stellen die Partner des 5G:haus mit einem Network Slice zur Verfügung, der eine Latenz von weniger als einer Millisekunde besitzt – das ist Weltrekord. Sie zeigen, wie ULL in einem 5G-System für taktile Internetanwendungen, z.B. bei Industrierobotern oder selbstfahrenden Autos, eingesetzt werden kann. Für eine optimale Abdeckung kommt dabei das 2,6-GHz-Spektrum zum Einsatz.

Bei 5G ist eine LTE-ähnliche Verbindungsdichte Programm und wird für einige Zeit den Großteil des Datenaufkommens bewältigen können. Das 5G:haus beweist, dass es möglich ist, einerseits Echtzeit-Kommunikation garantieren zu können und andererseits zur selben Zeit und mit derselben Infrastruktur große Datenmengen übertragen zu können. Dabei kommen das 2,6-GHz-Spektrum sowie die Vorteile der Network Slicing-Technologie zur Geltung.

Nächster Schritt: Den Kunden stärker einbeziehen

Die Verschmelzung aller nötigen Technologie-Bausteine zu einem 5G-Gesamtkonzept – in einer zudem herstellerunabhängigen Umgebung – liefert der Deutschen Telekom und ihren Partnern wichtige Erkenntnisse. Dabei ist klar geworden, wie die Anforderungen an die Schnittstellen-Spezifikationen aussehen und welche Eigenschaften durch den Einsatz der Slicing-Technologie in einem 5G-Netz unabhängig realisiert werden können. Die Entwicklung eines Konzepts für ein solches Ende-zu-Ende 5G-Netz ist ein branchenweites Ziel. Deshalb lassen die Partner ihre Erfahrung auf dem Gebiet der herstellerunabhängigen System-Integration in den Standardisierungsprozess für die Entwicklung einer wirklich globalen 5G-Lösung einfließen.

„Wir zeigen, dass die Entwicklung der 5G-Technologie eine wirklich aufregende Phase erreicht hat. Als Nächstes wird das 5G:haus die Kunden in den Entwicklungsprozess einbeziehen, um ihnen diese Technologien näher zu bringen und sicherzustellen, dass sie ihren Erwartungen entsprechen“, so Bruno Jacobfeuerborn.

5G: Führende Experten treiben gemeinsamen europäischen Ansatz voran

Deutsche Telekom übernimmt wichtige Rolle in der ersten Phase der EU-Initiative 5G Public Private Partnership (5G-PPP)

Warum es so wichtig ist, dass Europa bei der Entwicklung von 5G eine entscheidende Rolle spielt? Dort werden rund 500 Millionen Einwohner von etwa 200 Netzbetreibern versorgt. Das macht zwar die Wettbewerbssituation schwierig, stärkt aber gleichzeitig die Position Europas bei der Entwicklung eines bahnbrechenden, weltweit gültigen neuen Kommunikationsstandards. „Mit der 5G Public Private Partnership haben wir eine echte Chance, die Führungsrolle Europas im Bereich 5G durch anspruchsvolle wissenschaftliche Veröffentlichungen, Machbarkeitsnachweise, groß angelegte Feldversuche und Patente auszubauen“, so Claudia Nemat, Vorstandsmitglied Deutsche Telekom AG für Europa und Technik.

Public Private Partnershop in vielerlei Hinsicht

5G-PPP wurde von der Europäischen Kommission ins Leben gerufen, um Europa bei der Entwicklung der nächsten Generation eines weltweiten Kommunikationsstandards eine führende Rolle zu sichern. Im Rahmen von 5G-PPP arbeitet die Kommission eng mit Akteuren aus Industrie und Wissenschaft zusammen. Die Finanzierung erfolgt zum Teil mit Mitteln des achten Forschungsrahmenprogramms der Europäischen Kommission, Horizon 2020. „Die 5G Public Private Partnership für die Netzinfrastruktur ist eine ausgezeichnete Kooperations- und Diskussionsplattform für Hochschulen, die Industrie und Netzbetreiber in ganz Europa. Dank umfassender Forschungsarbeit sind bereits viele wichtige Erkenntnisse gewonnen worden. Doch jetzt ist es an der Zeit, Standards zu etablieren und unseren Traum einer revolutionären, neuartigen Kommunikationsinfrastruktur zu verwirklichen“, sagt Claudia Nemat.

Genug Überzeugungskraft und Vielfalt, um sich Gehör zu verschaffen

Für das bestmögliche Ergebnis müssen die wichtigsten Akteure in Europa eng zusammenarbeiten. Wie ein Chor, in dem die Sänger ein Lied ja auch im Einklang singen. Das ist die besondere, nicht zu unterschätzende Aufgabe dieser öffentlich-privaten Partnerschaft. Die Initiative vereint die Kräfte und ermöglicht Europa zum Thema 5G mit einer besonders kräftigen Stimme zu sprechen. 5G-PPP besteht aus insgesamt 19 einzelnen Projekten. An insgesamt acht davon wirkt die Deutsche Telekom AG mit. An vier Projekten ist die Telekom direkt beteiligt, an zwei Projekten als OTE und an zwei weiteren über deren Mobilfunkmarke COSMOTE.


Diese acht Projekte befassen sich mit Zugangstechnologien sowie mit dem Kernnetz. Als führender integrierter Netzbetreiber ist die Deutsche Telekom dafür prädestiniert, eine aktive Rolle bei dieser 5G-Forschung zum Nutzen Europas und der ganzen Welt zu übernehmen. „5G-PPP stellt für uns nicht nur eine ausgezeichnete Möglichkeit dar, an der weltweiten 5G-Forschung und Entwicklung teilzunehmen, sondern ist auch ein sehr gutes Beispiel sowohl für die Zusammenarbeit innerhalb unseres Konzerns, als auch unsere technologische Führungsposition“, so Nemat.

Durch den gegenseitigen Austausch von Ideen, Konzepten und Lösungen sind die Projektmaßnahmen eng mit den 5G-Aktivitäten der Deutschen Telekom verknüpft. Die Ergebnisse haben Einfluss auf die Architektur- und Konzeptarbeit, auf Tests und Versuche im 5G:haus sowie auf Fragen der Standardisierung und des Funkspektrums.