Deutschland liegt beim Wettrennen um Industrie 4.0 (noch) vor den USA

Das Rennen um die Vorreiterschaft bei Industrie 4.0 spitzt sich zu. Noch hält Deutschland eine Top-Position wie der Vergleich mit dem diesjährigen Hannover-Messe-Gastland USA zeigt: Immerhin rund 20 Prozent der Unternehmen in Deutschland haben schon erste Maßnahmen oder vollständige Industrie-4.0-Konzepte umgesetzt. In den USA sind es erst 16 Prozent. Dies ist eines der Ergebnisse der Studie The Industry 4.0 Race – Time to Accelerate der Boston Consulting Group. Zugrunde liegt eine Umfrage unter mehr als 600 Entscheidern aus der Industrie in beiden Ländern.

Auch bei der Planung zukünftiger Maßnahmen liegt Deutschland vorn.
Fast die Hälfte aller Unternehmen hierzulande hat bereits erste Industrie-4.0-Strategien entwickelt. Mehr als 80 Prozent aller Befragten gehen davon aus, gut auf die Einführung von Industrie-4.0-Technologien vorbereitet zu sein. In den USA glauben dies weniger als 60 Prozent der befragten Unternehmen von sich, wie die Studie zeigt. „Dass Deutschland im Vergleich so gut dasteht, überrascht auf den ersten Blick. Beim genaueren Hinschauen werden die Startvorteile deutscher Unternehmen klar: Sie verfügen über einen deutlich höheren Automatisierungsgrad und können dadurch digitale Technologien schneller einführen als US-Unternehmen“, erklärt Markus Lorenz, Partner der Boston Consulting Group und Experte für Industrie 4.0.



Qualifizierung versus Neueinstellung

In beiden Ländern bleibt für mehr als ein Drittel aller Unternehmen der Mangel an spezialisierten Fachkräften die größte Herausforderung – noch vor Datensicherheit und hohem Investitionsbedarf. Gefragt sind vor allem Kompetenzen im Bereich Datenmanagement und analyse sowie im Aufbau von Sicherheitsarchitekturen. Um ihre Mitarbeiter fit für neue digitale Werkzeuge und vernetzte Prozesse zu machen, setzen deutsche Unternehmen vor allem auf externe Weiterbildung und Schulungen (64 Prozent). Über die Hälfte der US-Unternehmen legen dagegen den Fokus auf Umschulung oder Neueinstellungen, um digitale Talente zu gewinnen. „Die deutschen Unternehmen konzentrieren sich stark auf passende Ausbildungen und Abschlüsse. Dieser künstlich geschaffene Flaschenhals macht die Suche nach Fachkräften schwerfällig. In den USA verlaufen Karrieren oft flexibler; Quereinsteiger sind die Regel“, kommentiert Markus Lorenz die Unterschiede.

Hoher Investitionsbedarf

Unternehmen aus beiden Ländern schätzen die Kosten für die notwendigen Erstinvestitionen insgesamt auf sieben bis neun Prozent ihres Umsatzes. Während Unternehmen in Deutschland dieses Thema vergleichsweise gelassen sehen, schauen US-Firmen besorgter auf den hohen Investitionsbedarf. Das gilt vor allem für Firmen aus dem verarbeitenden Gewerbe. „Einige Unternehmen in den USA investieren kräftig. Aber der deutsche Mittelstand ist in der Fläche experimentierfreudiger“, sagt Markus Lorenz. Dem Industrie-4.0-Experten zufolge lassen sich die notwendigen Investitionen innerhalb von ein bis zwei Jahren erwirtschaften – dank der Produktivitätssteigerung durch digitale Technologien.

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