Digitale Transformation im Handel: Jedes fünfte Unternehmen hat keine Strategie

Um die Zukunftsfähigkeit ihres Geschäftsmodells im Zeitalter der digitalen Transformation zu sichern, setzen deutsche Händler und Hersteller auf den Aufbau einer eigenen digitalen Geschäftseinheit (44 Prozent) und auf Kooperationen mit digitalen Unternehmen (41 Prozent). Nur eine kleine Minderheit fasst Unternehmenskäufe oder Beteiligungen an digitalen Start-ups ins Auge. Zu diesen Ergebnissen kommt eine PwC-Befragung unter 100 deutschen Händlern und Konsumgüterherstellern.

„Alarmierend ist jedoch, dass jedes fünfte Unternehmen sich bisher noch nicht eingehend mit dem Aufbau digitaler Fähigkeiten beschäftigt und keine entsprechende Strategie definiert hat. Deutsche Händler und Hersteller setzen ihre Marktposition gegenüber ihren internationalen Wettbewerbern aufs Spiel, wenn sie die digitale Transformation zu langsam und zögerlich angehen“, wird Gerd Bovensiepen, Leiter des Bereichs Handel und Konsumgüter bei PwC in Deutschland und EMEA, in einer Pressemitteilung zu den Studienergebnissen zitiert. Die Ergebnisse der Befragung zeigen, dass es jeder zehnte deutsche Händler und Hersteller nicht schaffen wird, aus eigener Kraft im Wettlauf der digitalen Transformation mitzuhalten.

Drei strategische Optionen: Buy, Make, Cooperate

Um ihr Geschäftsmodell im Zeitalter der Digitalisierung für die Zukunft fit zu machen, haben Unternehmen grundsätzlich drei strategische Optionen: Selbst einen digitalen Geschäftsbereich aufbauen, eine Akquisition tätigen oder in digitale Start-ups investieren, oder eine Kooperation eingehen.




Mit Buy-Strategien halten sich die deutschen Händler und Hersteller bislang noch zurück: Nur 7 Prozent der befragten Unternehmen geben an, dass Übernahmen ihre wichtigste Zukunftsstrategie sind. Bei Investitionen in digitale Start-ups stehen deutsche Händler und Hersteller noch am Anfang. Nur für eine kleine Minderheit (5 Prozent) bildet die Investition in digitale Start-ups die Hauptstrategie für die Zukunft.

Investitionen in digitalen Geschäftsbereich zu niedrig

Weit verbreitet ist dagegen der Ansatz, einen eigenen Geschäftsbereich aufzubauen, der die Digitalisierung vorantreibt. Knapp die Hälfte der befragten Unternehmen (44 Prozent) hat sich für diesen Weg entschieden. Dabei bauen die Händler und Hersteller ihre digitalen Kompetenzen und Teams ganz überwiegend als integrierten Geschäftsbereich auf, nur etwa jedes zehnte Unternehmen hat eine digitale Gesellschaft mit eigenen Mitarbeitern, Systemen und Prozessen gegründet.

In Bezug auf Teamgröße und Investitionsvolumen sind die Unternehmen zurückhaltend: Gut die Hälfte der Befragten (57 Prozent) plant, weniger als eine Million Euro in den nächsten drei Jahren in ihren digitalen Geschäftsbereich zu investieren. Knapp ein Viertel rechnet mit Investitionen zwischen einer und fünf Millionen Euro. Dr. Christian Wulff, Lead Partner Transactions im Geschäftsbereich Handel und Konsumgüter bei PwC in Deutschland, mahnt: „Angesichts der Vielfalt der Aufgaben und Ziele der digitalen Geschäftsbereiche erscheint das Investitionsvolumen deutlich zu niedrig.“

Kooperationen ermöglichen den Zugang zu neuen Technologien

Um Zugang zu digitalen Technologien und Know-how zu erhalten, setzen vier von zehn Unternehmen (41 Prozent) auf Kooperationen mit strategisch wichtigen Partnern, vor allem aus der Technologie-Branche. Die Ziele einer solchen Kooperation sehen die befragten Unternehmen hauptsächlich im Zugang zu neuen Technologien zur Optimierung interner Prozesse (56 Prozent) und der Verbesserung von Kundenansprache und -service (49 Prozent).

Die Mehrheit der befragten Unternehmen (61 Prozent) ist mit ihren Partnerschaften bislang jedoch nur teilweise zufrieden. Als wichtigste Gründe hierfür geben die Befragten an, dass sie die Kooperationen nicht professionell genug aufgesetzt und gemanagt haben oder Ziele nicht eindeutig definiert haben.




Bei Investitionen in digitale Start-ups stehen deutsche Händler und Hersteller noch am Anfang. Nur für eine kleine Minderheit (5 Prozent) bildet die Investition in digitale Start-ups die Hauptstrategie für die Zukunft. „Das Interesse an Start-ups wird in Zukunft jedoch spürbar zunehmen. Denn insbesondere Händler sind auf der Suche nach disruptiven Geschäftsmodellen und neuen Technologien. Dafür ist der Kontakt zur Start-up-Szene unerlässlich“, ist Gerd Bovensiepen überzeugt.

Digitalisierung ist Chefsache

„Egal, welche strategischen Optionen Händler oder Hersteller in der digitalen Transformation verfolgen: Die Unternehmensführung ist besonders gefordert. Sie muss die Verantwortung übernehmen und den Prozess aktiv gestalten und vorantreiben, denn: Das aktuelle Investitionsbudget ist im Durchschnitt für eine erfolgreiche digitale Transformation nicht ausreichend. Die deutschen Unternehmen sind im internationalen Vergleich bisher sehr zurückhaltend gegenüber einer Buy-Strategie. Bei genauerer Betrachtung sind die Risiken des „Buy“ allerdings oft nicht so hoch wie befürchtet, und die „Make“-Alternative ist nicht so risikolos wie erhofft.“, resümiert Gerd Bovensiepen.

Über die Studie

Für die Studie befragte Kantar EMNID im Auftrag von PwC 100 deutsche Händler und Konsumgüterhersteller im Zeitraum vom 17. August bis 15. September 2017.
Zusammensetzung der Stichprobe:
Branche: Handel 57 %, Konsumgüterindustrie 43 %
Umsatz (global): unter 500 Mio. Euro 62 %, ab 500 Mio. Euro 38 %
Mitarbeiter (global): unter 2000 56 %, ab 2000 44 %

Weitere Informationen erhalten Sie unter:
www.pwc.de/MakeOrBuy




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