Bevölkerungsumfrage: Unternehmen und Bildungssektor bereiten die Menschen nicht gut genug auf die Digitalisierung vor

Zu wenig Fortschritt, zu viel Rückstand: Die Mehrheit aller Bundesbürger erwartet, dass sich deutsche Schulen besser an den digitalen Wandel anpassen.

Schnelles Internet an Schulen und Universitäten muss zum Standard der Bildung in Deutschland gehören. 91 Prozent der Bundesbürger stimmen dieser Aussage „voll und ganz“ (60 Prozent) und „eher“ (31 Prozent) zu. Zudem sollte Informatik schon ab der fünften Schulklasse ein Pflichtfach sein, um Kinder für den technologischen Wandel auf dem Arbeitsmarkt vorzubereiten. Dem stimmen 82 Prozent „voll und ganz“ (40 Prozent) und „eher“ (42 Prozent) zu.    

Digitale Bildung bleibt hinter dem Wandel auf dem Arbeitsmarkt zurück

Dies sind Ergebnisse einer repräsentativen Bevölkerungsumfrage der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC) aus dem September 2018.

Hendrik Reese, Lead Responsible AI bei PwC Deutschland und Verantwortlicher für die Studie, sagt: „Sowohl beim schnellen Internet als auch bei der Bildung im Informatikbereich sind Schulen, Universitäten, Wirtschaft und Politik noch lange nicht so weit wie es sich die Menschen wünschen.“ Die Bürger wollten technologische Entwicklungen besser verstehen, um sich besser auf den Wandel am Arbeitsmarkt einstellen zu können.

Schulen bereiten auf technologische Entwicklungen eher schlecht vor

Hendrik Reese ergänzt weiterhin: „Hinter dem Wunsch nach besseren Voraussetzungen für digitale Bildung in Deutschland steckt ein großes Defizitempfinden hinsichtlich des technologischen Wandels bezüglich der Digitalisierung.“ Denn auf die Frage, wie Kinder in deutschen Schulen auf neue technologische Entwicklungen vorbereitet werden, antworteten nur 29 Prozent „sehr gut“ (6 Prozent) und „eher gut“ (23 Prozent).


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Ebenso interessant in Bezug auf die digitale Bildung an Schulen ist auch, dass der Anteil der positiven Wertungen unter den 18- bis 29-jährigen Befragten mit 45 Prozent deutlich über dem Durchschnittlich liegt. Dagegen sinken die positiven Wertungen deutlich, je älter die Befragten sind. Beispielsweise liegt der Anteil der Zustimmung bei den 40 bis 49-Jährigen nur noch bei 30 Prozent.

Die Jüngeren sorgen sich weniger um KI-Technologien und Co als Ältere

Den Stand der digitalen Bildung von jungen Erwachsenen sehen die Befragten nur geringfügig positiver als bei Schulkindern. So meinen 34 Prozent der Befragten, dass Berufsanfänger heute „sehr gut“ (5 Prozent) und „eher gut“ (29 Prozent) auf die Herausforderungen der Digitalisierung auf dem Arbeitsmarkt vorbereitet werden. Auch hier sind die 18- bis 29-Jährigen überdurchschnittlich positiv gestimmt, während die Zustimmung mit zunehmendem Alter der Befragten deutlich sinkt.  

„Die Meinungsunterschiede könnten damit zusammenhängen, dass viele jüngere Menschen, beziehungsweise ‚Digital Natives‘, vor der Digitalisierung und dem Wandel auf dem Arbeitsmarkt weniger Sorgen haben als ihre oft weniger digitalaffinen Eltern und Großeltern“, ergänzt Christian Kirschniak, Partner bei PwC und leitender PwC-Experte für den Bereich Künstliche Intelligenz.

Die Wirtschaft soll finanziell zum digitalen Wandel beitragen

Dennoch sieht auch die Mehrheit der jüngeren Befragten, dass die digitale Bildung der technologischen Entwicklung hinterherhinkt. Dass die Defizite sich mit mehr Investitionen in die IT-Ausstattung von Bildungseinrichtungen beheben lassen, glauben 49 Prozent der Befragten „voll und ganz“. 41 Prozent stimmen dieser These „eher“ zu. Zudem müsste die Aus- und Weiterbildung von Lehrkräften in Bezug Digitalisierung, Künstliche Intelligenz und andere Technologien intensiviert werden, meinen neun von zehn Befragten.

In diesem Sinne sollte sich auch die Wirtschaft finanziell am technischen Wandel von Schulen und Universitäten hin zu mehr Computern und Software beteiligen. „Damit dieser Bürgerwunsch erfüllt werden kann, müssen allerdings noch gesetzliche Hürden abgebaut werden“, sagt PwC-Partner und KI-Experte Christian Kirschniak. „Auch die Politik muss sich den Erfordernissen der technischen Entwicklung anpassen. Das sollte natürlich mit Augenmaß passieren.“   

Die Menschen sehen vor allem die Wirtschaft in der Pflicht 

82 Prozent der Bundesbürger befürchten, dass Deutschland durch das föderale System und durch die damit einhergehenden länderspezifischen Lehrpläne bei der Digitalisierung den Anschluss verliert. Deshalb sollte – nach dem Willen der großen Mehrheit der Befragten – der Bund seinen Einfluss auf die Bildung in den einzelnen Bundesländern erhöhen.

Dennoch: Hauptverantwortlich für digitale Bildung von Berufsanfängern sind vor allem die Unternehmen, meinen 37 Prozent der Befragten. Den klassischen Bildungssektor sehen 34 Prozent in der Hauptverantwortung. Erst danach folgen die Politik (18 Prozent) sowie die Berufseinsteiger selbst und deren Erziehungs-berechtigte (11 Prozent) als Hauptverantwortliche aus Befragtensicht.

Differenziert man die Antworten zur Hauptverantwortung nach den jeweils erreichten höchsten Bildungsabschlüssen der Befragten, werden Unterschiede vor allem mit Blick auf die Unternehmen und den klassischen Bildungssektor sichtbar: So sehen 44 Prozent der Befragten ohne Bildungsabschluss – oder mit lediglich einem Volks- oder Hauptschulabschluss – die Unternehmen in der Hauptverantwortung. Unter den Befragten mit abgeschlossenem Studium sind es nur 28 Prozent. Umgekehrt verhält es sich beim Blick auf den Bildungssektor: Den sehen 44 Prozent der Akademiker, aber nur 26 Prozent der Menschen ohne – oder lediglich mit Volks- oder Hauptschulabschluss – in der Hauptverantwortung.   

Frankfurt, 27. November 2018 / @knofelix auf Twitter folgen

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