Airbus Group und Siemens vereinbaren langfristige Zusammenarbeit bei hybrid-elektrischen Antriebssystemen

Die Airbus Group und Siemens haben eine Kooperationsvereinbarung im Bereich hybridelektrischer Antriebe unterzeichnet. Damit haben die Vorstandsvorsitzenden der beiden Unternehmen, Tom Enders und Joe Kaeser, ein gemeinsames Großprojekt zur Elektrifizierung der Luftfahrt ins Leben gerufen. Ziel ist es, bis zum Jahr 2020 die technische Machbarkeit verschiedener hybrid-elektrischer Antriebssysteme nachzuweisen. Beide Unternehmen werden wesentliche Beiträge zum Projekt leisten und haben bereits ein Team von rund 200 Mitarbeitern zusammengezogen, um Europas Innovationsführerschaft weiter auszubauen und die Entwicklung elektrisch angetriebener Luftfahrzeuge voranzutreiben.

„Der elektrische und hybrid-elektrische Flug sowie das Ziel eines emissionsfreien Luftverkehrs zählen zu den größten industriellen Herausforderungen unserer Zeit. Wir haben auf diesem Gebiet gemeinsam mit unseren staatlichen und industriellen Partnern in nur wenigen Jahren rasante Fortschritte erzielt. Vorläufiger Höhepunkt war die Ärmelkanalüberquerung unseres vollelektrisch angetriebenen Flugzeugs E-Fan im letzten Jahr. Großer Dank gilt insbesondere der Bayerischen Staatsregierung und Ministerin Ilse Aigner für ihre Unterstützung des Standorts Ottobrunn“, sagte Tom Enders, Vorstandsvorsitzender der Airbus Group. „Wir sind überzeugt, dass bis zum Jahr 2030 Verkehrsflugzeuge mit einer Kapazität von unter 100 Passagieren mit hybriden Antriebssystemen fliegen könnten, und wir sind entschlossen, diese Möglichkeiten gemeinsam mit Weltklassepartnern wie Siemens zu erforschen.“

„Mit dem Einstieg in die hochinnovative Flugzeugantriebstechnik
schlagen wir ein neues Kapitel in der Elektromobilität auf. Die Zusammenarbeit mit der Airbus Group erschließt unserem Haus neue Perspektiven und wir öffnen uns noch stärker für disruptive Innovationen“, sagt Joe Kaeser, Vorstandsvorsitzender der Siemens AG. „Das Projekt wird ein wichtiges Vorhaben unter dem Dach der so genannten ‚Innovation AG‘ sein. Wie bereits angekündigt, soll diese Einheit zusammen mit innovativen Partnern neue Trends erkennen, in diese investieren und zukunftsfähige Geschäfte entwickeln. Dabei können sich sowohl Gründer aus dem Mitarbeiterumfeld als Start-up bewerben als auch externe Start-ups und bereits etablierte Firmen.“



Hybrid-elektrische Antriebe können den Treibstoffverbrauch von Flugzeugen deutlich senken und den Lärm reduzieren. Die europäischen Emissionsziele sehen bis 2050 eine Senkung des CO2-Ausstoßes um 75 Prozent vor, verglichen mit den Werten des Jahres 2000. Diese ambitionierten Vorgaben lassen sich mit herkömmlichen Technologien nicht erreichen. Zusammen wollen die Airbus Group und Siemens Prototypen für verschiedene Antriebssysteme entwickeln; in Leistungsklassen von einigen 100 Kilowatt bis hin zu zehn und mehr Megawatt, also für Flugzeuge mit bis zu 100 Sitzen für lokale Flüge bis hin zur klassischen Kurz- und Mittelstrecke, für Hubschrauber oder unbemannte Flugzeuge.

Beide Unternehmen haben bereits 2011 gemeinsam mit dem österreichischen Unternehmen Diamond Aircraft ein erstes Flugzeug mit Hybridantrieb vorgestellt. Siemens hat seitdem einen Elektromotor für Flugzeuge entwickelt, der bei gleichem Gewicht fünfmal mehr Leistung liefert. Die Airbus Group gewinnt seit 2014 mit dem E-Fan, einem vollelektrisch angetriebenen Zweisitzer für die Pilotenausbildung, Erfahrungen im Betrieb von Elektroflugzeugen. Dieser Erfolg wurde in Zusammenarbeit mit verschiedenen Industriepartnern und dank zuverlässiger Unterstützung durch die französische Regierung erzielt. Mit dem geplanten E-Aircraft System House am Standort Ottobrunn/Taufkirchen werden der Airbus Group erweiterte Kapazitäten zur schnelleren Entwicklung von Komponenten und Systemtechnologien zur Verfügung stehen.

Siemens ist seinerseits entschlossen, hybrid-elektrische Antriebssysteme für Luftfahrzeuge als künftiges Geschäft aufzubauen. Die Partner haben in bestimmten Entwicklungsbereichen eine exklusive Zusammenarbeit vereinbart. Für kleine Flugzeuge mit weniger als 20 Sitzen werden beide Unternehmen parallel dazu die Zusammenarbeit mit ihren bisherigen Partnern fortsetzen.

Kienbaum: Autobauer hätten 2014 doppelt so viele E-Autos verkaufen können

Die Elektromobilität kommt in Deutschland nach wie vor nicht ins Rollen: Eine entscheidende Ursache ist, dass die Automobilkonzerne an den Kundenbedürfnissen vorbeiproduzieren, zeigt eine Analyse der Managementberatung Kienbaum. 30.000 anstatt 15.000 Elektroautos hätten die Autobauer in diesem Jahr absetzen können, wenn sie in denjenigen Segmenten Elektrofahrzeuge angeboten hätten, in denen potenziell Nachfrage besteht.

Kundenbefragungen, Experteninterviews und Marktprognosen der Kienbaum-Automotive-Experten belegen: Der breite Markt für Elektromobilität wird sich durch zwei Fahrzeugsegmente entwickeln und etablieren, weil in diesen Segmenten die Nachfrage am höchsten ist: Dies sind erstens kleine, innovative und dennoch preisgünstige, rein batterieelektrische Fahrzeuge, die als sogenanntes „Purpose Design“ eigens für die Elektromobilität konstruiert werden. Und zweitens Firmenwagen im Oberklasse-Segment im „Conversion Design“. Das heißt, sie werden als Elektro-Variante als Plug-in-Hybrider angeboten und parallel auch mit konventionellem Verbrennungsantrieb.

„Das große Problem: Das Angebot auf dem E-Mobility-Markt ist genau gegenteilig zur Nachfrage. Bei den kleinen, rein batteriebetriebenen Autos finden wir Conversion Designs wie den E-Up und den Smart vor und im Firmenwagensegment gibt es so gut wie gar keine deutschen Plug-in-Hybride“, sagt Harald Proff, Leiter der Kienbaum Global Practice Group Automotive.

Die Kienbaum-Analyse zeigt außerdem, dass die Autobauer verstärkt rein elektrische Fahrzeuge im mittleren Segment anbieten wie den E-Golf, die B-Klasse oder den A3-etron. „Für die Segmentkunden in dieser mittleren Preisklasse ist Elektromobilität aber noch überhaupt kein Thema. Hier sitzen nicht die sogenannten Early Adopter – also die frühzeitigen Anwender, wie wir sie in den Großstädten oder auch im Fuhrparkmanagement vorfinden. Die Autobauer sollten daher schnellstmöglich ihr Segment-Angebot umstellen, um um endlich die vorhandenen Kundenpotenziale zu heben“, sagt Harald Proff.

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