Disruption – Die Digitale Transformation der Wirtschaft 2016 – Impressionen

»Unternehmen zögern noch immer, sich mit Mut in die Welt des Internets der Dinge zu stürzen. Dabei müssen Unternehmen die Mauern zwischen Forschung und Entwicklung, Herstellung, Vertrieb, IT und Finanzabteilungen aufbrechen, um digitale Strategien und Projekte in der gesamten Organisation zu koordinieren. Denn wer zu lange zögert, wird verlieren. Das Morgen hat längst das Heute erreicht.«
Carsten Knop, verantwortlicher Redakteur für Unternehmens- und Wirtschaftsberichterstattung der F.A.Z. sowie Tagesmoderator der Konferenz »Disruption – Die digitale Transformation der Wirtschaft«

Die digitale Transformation durchdringt sämtliche Branchen und verändert alle Lebensbereiche. Diese Veränderungen bringen Vorteile und Chancen mit sich, aber sie schaffen auch ganz neue Herausforderungen. Es gilt, die herausgehobene Stellung der deutschen Wirtschaft auch in der Phase der digitalen Transformation zu bewahren und weiter auszubauen.

Wissmann: Automobillogistik wird immer globaler und komplexer

„Die deutsche Automobilindustrie hat 2015 weltweit erstmals mehr als 15 Millionen Pkw produziert, über 9 Millionen davon im Ausland. Dieses umfassende Produktionsnetzwerk wird von einem Logistiksystem zusammengehalten, das immer globaler und komplexer wird. Die Automobillogistik ist damit ein wesentlicher Erfolgsfaktor für die Automobilindustrie“, sagte Matthias Wissmann, Präsident des Verbandes der Automobilindustrie (VDA), beim Forum Automobillogistik in Frankfurt am Main. „Krisen, Katastrophen, Streiks und viele andere Turbulenzen haben weltweit im vergangenen Jahr nicht ab-, sondern zugenommen und die Logistiker vor neue Herausforderungen gestellt. Im vergangenen Jahr waren vor allem die Streiks der GDL kritisch. Die Automobillogistiker haben diese Herausforderung bewältigt, ohne dass die Produktion zum Stillstand kam“, sagte Wissmann weiter.

Bei der Logistik habe Deutschland einen Ruf zu verteidigen. Wissmann: „Deutschland ist die führende Logistiknation der Welt. Wir stehen in der Logistik-Weltrangliste der Weltbank auf Platz eins.“ Deutschland sei als Logistikstandort vor allem bei der Zollabfertigung, der Kompetenz der Logistikdienstleister, der Pünktlichkeit des Gesamtsystems und bei der Infrastruktur sehr gut aufgestellt. Mit Blick auf den Zustand der Verkehrswege mahnte der VDA-Präsident jedoch: „Um an der Spitze zu bleiben, muss der Investitionsstau der vergangenen Jahre abgebaut werden. Daher ist es erfreulich, dass die Investitionslinie für die Bundesfernstraßen in diesem Jahr deutlich angehoben wird – von rund 5 Milliarden auf 6,2 Milliarden Euro. Das bringt einen Modernisierungsschub. Wichtig ist aber, dass diese Investitionslinie über die laufende Legislaturperiode hinaus fortgeschrieben wird.“



Die Automobillogistiker selbst arbeiteten mit Hochdruck an der weiteren Digitalisierung der Lieferketten – daher stehe auch das Forum Automobillogistik unter dem Stichwort „Supply Chain 4.0“. Die größte Herausforderung dabei sei die horizontale Digitalisierung, also die Integration zwischen allen Partnern in der Wertschöpfungskette, vom Rohstofflieferanten bis zum Hersteller des Fahrzeugs. „Supply Chain 4.0, das bedeutet auch, dass alle Objekte der Lieferkette digital identifizierbar sind und verortet werden können. Vom Containerschiff bis zum kleinen Transportbehälter: Künftig kann jedes Element seine Position und seinen Zustand automatisch mitteilen. So können Logistiker noch wesentlich genauer steuern und noch besser auf Störungen reagieren“, sagte Wissmann.

Opel-Chef Karl-Thomas Neumann stellte in seiner Rede innovative Logistik-Lösungen des Unternehmens vor und betonte die Bedeutung der Logistik für die Automobilindustrie. „Opel hat umgeparkt. Wir haben unsere Unternehmenskultur verändert. Mehr als 36.000 Mitarbeiter in Europa wissen, wie wichtig Werte wie Kundenorientierung, Geschwindigkeit und unternehmerische Verantwortung sind. Das gilt auch für die Logistik, wo wir zahlreiche innovative Lösungen realisiert haben“, so Neumann. Mit Blick auf die Zukunft stellte Dr. Neumann fest: „Einzelne Wertschöpfungsströme zu optimieren, reicht künftig nicht aus, um im Wettbewerb zu bestehen. Großes Optimierungspotenzial bietet die Synchronisierung des gesamten Value-Netzwerks. Dadurch werden Effizienz, Transparenz und Flexibilität verbessert.“ Dabei würden viele Ideen, Technologien und Initiativen, die im Rahmen von Industrie 4.0 Einzug in der Automobilindustrie halten, auch in der Logistik angewendet. Das Unternehmen erwarte sehr viel von dieser technologischen Entwicklung. Dabei dürften Innovationen und Ihre Einführung aber keine Einbahnstraße in Richtung der Logistikpartner und Zulieferer sein. Nur mit gemeinsamen Anstrengungen könne es gelingen, das Optimierungspotenzial zu realisieren.

VDA-Präsident Wissmann betonte zudem die europäische Bedeutung des Forums Automobillogistik als Kongress für die Logistik der Automobilindustrie: „420 Teilnehmer zeigen, dass VDA und BVL eine Veranstaltung geschaffen haben, die in Europa ihresgleichen sucht.“ Die Veranstaltung wird 2016 bereits zum vierten Mal gemeinsam vom Verband der Automobilindustrie und der Bundesvereinigung Logistik organisiert.

VDMA: Industrie 4.0 ist wie ein großes Mosaik

Dem deutschen Maschinen- und Anlagenbau, mit über einer Million Beschäftigten größter industrieller Arbeitgeber in Deutschland, kommt im Kontext Industrie 4.0 eine Schlüsselrolle zu. Das Interesse der Unternehmen aus dem Maschinen- und Anlagenbau an der vierten industriellen Revolution ist groß, wie sich im VDMA Forum Industrie 4.0 feststellen lässt. „Als Anbieter und Anwender von Industrie 4.0-Technologien steht der Maschinen- und Anlagenbau im Zentrum der Entwicklung rund um die intelligente und effiziente Produktion. Diese Position, sowie die Innovations- und Marktführerschaft in vielen Bereichen verpflichtet geradezu, neue Entwicklungen in der industriellen Produktion aktiv mitzugestalten. Industrie 4.0 ist der Schlüssel zum Erfolg“, so Hartmut Rauen, stellvertretender VDMA-Hauptgeschäftsführer.

Um die vielen tausend Unternehmen auf ihrem Weg hin zu Industrie 4.0 zu begleiten, setzt das VDMA Forum Industrie 4.0 auf den Dreiklang Information, Wissenstransfer und Vernetzung. Dahinter stehen zahlreiche Aktivitäten und Maßnahmen, die von einem interdisziplinären Team von VDMA-Experten gemeinsam mit Industrie und Wissenschaft umgesetzt werden. „Industrie 4.0 kann man sich als großes Mosaik vorstellen. Um das Gesamtbild zu bekommen, muss an den einzelnen Bausteinen gearbeitet werden. Im VDMA Forum Industrie 4.0 haben wir dazu die zentralen Handlungsfelder im Blick: Forschung und Innovation, Normung und Standards, Mensch und Arbeit sowie Produktionsorganisation und Geschäftsmodelle“, so Beate Stahl, Projektleiterin im VDMA Forum Industrie 4.0. „VDMA: Industrie 4.0 ist wie ein großes Mosaik“ weiterlesen