Bayer und Universität Hamburg vereinbaren Forschungskooperation: Neue digitale Lösungen für die nachhaltige Landwirtschaft

Bayer, das Institut für Geographie und der Fachbereich Informatik der Universität Hamburg haben eine auf fünf Jahre angelegte Forschungspartnerschaft vereinbart. Ziel ist die gemeinsame Entwicklung neuer digitaler Lösungen für die nachhaltige Landwirtschaft auf Basis von geoinformatischen Methoden und Modellen, welche anhand relevanter Geobasisdaten wie Boden-, Klima-, Relief- und Nutzungsparameter die Konsequenzen landwirtschaftlicher Prozesse computergestützt visualisieren.

Diese Modelle sollen Landwirten weltweit bei ihren betrieblichen Entscheidungen helfen, insbesondere bei der Auswahl des richtigen Saatguts, dem zielgerichteten Einsatz von Pflanzenschutzmitteln und anderen landwirtschaftlichen Produktionsmitteln, sowie einer geeigneten Terminplanung für standortangepasste ackerbauliche Maßnahmen. Präzise Wetter- und Bodendaten werden in der modernen Landwirtschaft immer wichtiger, um den Pflanzenanbau und die Nutzung bestehender landwirtschaftlicher Ressourcen weiter zu optimieren. Dies ist ein wichtiger Baustein, um das Ökosystem bei der Bewirtschaftung von Agrarflächen möglichst wenig zu beeinträchtigen und Schäden in benachbarten natürlichen Ökosystemen zu vermeiden.

„Wir haben mit der Universität Hamburg einen kompetenten Partner gefunden, der uns dabei helfen wird, unsere Aktivitäten im Bereich der digitalen Landwirtschaft weiter voranzutreiben“, sagte Tobias Menne, Leiter des Bereichs Digital Farming bei Bayer. „Die Teams von Professor Böhner und Professor Ludwig haben große Erfahrung in der räumlichen und zeitlichen Modellierung von naturräumlichen Veränderungen und der Nutzung moderner Rechnerarchitekturen zur Modellberechnung. Gemeinsam mit ihnen können wir regionale Feldbedingungen – einschließlich der kleinräumigen klimatischen Besonderheiten – in Zukunft noch besser verstehen, modellieren und die landwirtschaftliche Praxis darauf abstimmen.“



„Neben der wissenschaftlichen Herausforderung geht es vor allem darum, landwirtschaftliche Prozesse ressourceneffizient zu gestalten, was mit der Optimierung von Pflanzenschutzanwendungen und einem verbesserten Umweltschutz einhergeht“, so Professor Dr. Jürgen Böhner, wissenschaftlicher Leiter am Institut für Geographie der Universität Hamburg. „Wir sind davon überzeugt, dass aus der Kombination des Wissens beider Partner innovative Ideen für die Landwirtschaft der Zukunft hervorgehen werden.“

Die Abteilung Physische Geographie des Instituts für Geographie ist Teil des Fachbereichs Geowissenschaften der Universität Hamburg und Mitglied des Fakultätsübergreifenden Zentrums für Erdsystemforschung und Nachhaltigkeit (CEN). Eine besondere Stellung in der strategischen Ausrichtung der Abteilung Physische Geographie nimmt die Entwicklung und Implementierung geoinformatischer und geowissenschaftlicher Methoden, Modelle und Expertensysteme ein. Durch die Entwicklung des System for Automated Geoscientific Analyses (SAGA), einer der führenden DV-Plattformen für Geodatenanalyse und geowissenschaftliche Modellierung, hat sich die Abteilung ein viel beachtetes Alleinstellungsmerkmal unter den geowissenschaftlichen Forschungseinrichtungen erarbeitet. Die Arbeitsgruppe Wissenschaftliches Rechnen des Fachbereichs Informatik nutzt parallele Rechnerarchitekturen zur Reduktion der Rechenzeiten numerischer Simulationen und kooperiert eng mit dem Deutschen Klimarechenzentrum.

Telekom behandelt unter DAX-Konzernen digitale Transformation am intensivsten

In Expertenkreisen ist unstrittig, dass die Überführung von Technologien, Strategien, Geschäftsabläufen, Führungsstrukturen und Mitarbeitern in das digitale Zeitalter für Unternehmen heute zu den wichtigsten Herausforderungen zählt. Besonders bedeutend ist eine erfolgreiche Digitale Transformation für die im DAX zusammengefassten 30 bedeutendsten deutschen Aktiengesellschaften. „Wie die Konzerne mit dem Thema umgehen, sollte sich daher aus den Geschäftsberichten ergeben“, erklärt Julian Kawohl, Inhaber der Professur für Strategisches Management an der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Berlin. „Denn die hier veröffentlichten Informationen sind entscheidend für Anteilseigner, Mitarbeiter und Kunden der Unternehmen. Und der Gesetzgeber verlangt hierin auch eine wirklichkeitsnahe Darstellung nach einheitlichen Kriterien.“

In einem Forschungsprojekt von Kawohl wurden daher jetzt die Geschäftsberichte aller 30 DAX-Konzerne in einem speziell entwickelten Verfahren analysiert. Das Ergebnis: Innerhalb des DAX gibt die Deutsche Telekom am umfassendsten Auskunft zur Transformation des eigenen Unternehmens. Knapp dahinter folgt auf Platz zwei die Deutsche Bank, dann die Commerzbank, Bayer und Eon. Im Spitzenfeld liegen ebenfalls noch die Deutsche Post, die Lufthansa sowie Henkel.

Zu geringer Stellenwert der Digitalen Transformation ist gefährlich

Ermittelt wurde für dieses Ranking, wie häufig und in welcher Form die Transformation von Strategie, Technologien und Unternehmensorganisation in den Geschäftsberichten 2014 thematisiert werden. „Mehr als 6000 Fundstellen in den 30 Geschäftsberichten wurden daraufhin untersucht, ob ein transformationsrelevanter Vorgang thematisiert wurde. Am Ende war das 212 Mal der Fall“, erläutert Kawohl: „Dass die Großkonzerne insgesamt nur so spärlich über Transformationsaktivitäten berichten, hat uns dann doch erstaunt. Das spiegelt nicht die notwendige Bedeutung des Themas wider“. Diese geringe Beachtung kann unterschiedliche Ursachen haben. Möglicherweise gibt es noch nicht genügend Aktivitäten in Richtung Digitaler Transformation. Oder entsprechenden Veränderungen im Unternehmen wird nicht genug Bedeutung für die Zukunft des Konzerns beigemessen, so dass sie gar nicht kommuniziert werden. „Beides aber läuft auf einen gefährlichen, zu geringen Stellenwert des Themas hinaus“, so Kawohl.



Für Kawohl sind die Top-Platzierungen keine Überraschung: „Die Telekom als ehemaliger Staatskonzern befindet sich schon seit längerem in einem umfassenden Wandlungsprozess, bei der die Digitalisierung eine wichtige Rolle spielt.“ Die Deutsche Bank nehme in zahlreichen konzernweiten Projekten eine digitale Transformation ihrer Geschäftsaktivitäten und ihrer Kultur vor. Und die Commerzbank habe vielfältige Aktivitäten gestartet, um sich an die neuen Rahmenbedingungen in der Finanzbranche mit Niedrigzinsen und neuen Wettbewerbern aus der Startup-Szene aufzustellen.

Schlusslichter in Bezug auf die im Geschäftsbericht skizzierten Transformationsaktivitäten sind der Medizintechnikhersteller Fresenius SE & Co. KGaA, der Düngemittelhersteller K+S sowie der Industriegase-Anbieter Linde. Bei diesen drei Unternehmen konnte in der Analyse kein in den Geschäftsberichten beschriebener Vorgang als transformationsrelevant verifiziert werden.

IT- und Telekommunikationsindustrie mit Spitzenposition

Aufschlussreich ist auch der Branchenvergleich. Danach haben die Unternehmen der IT- und Telekommunikationsindustrie die Spitzenposition beim Stellenwert der notwendigen Transformation inne. Dahinter liegt die Finanzdienstleistungsbranche gefolgt von der Logistik und dem Pharma-/Medizintechnik-Bereich. Mit etwas Abstand reihen sich die Automobil-, Konsumgüter-, Chemie- und Technologiebranche danach ein. Die Schlussposition belegen die Rohstoffhersteller und -händler.
Lediglich das Abschneiden eines Unternehmens wie SAP nur auf Platz 22 muss laut Kawohl nicht zwangsläufig heißen, dass digitale Geschäfte dort eine untergeordnete Rolle spielen. So sei ein Softwarekonzern wie SAP „schon von Natur aus“ auf das Thema Digitalisierung ausgerichtet. Eine weitere Transformation des Geschäftes könne daher im Geschäftsbericht unter Umständen keinen so großen Stellenwert finden wie in anderen Unternehmen. Doch solche Sonderumstände verändern die magere Transformationsbilanz der 30 DAX-Konzerne nicht. Professor Kawohl: „Vor allem die deutlich hinten platzierten Konzerne sollten ihre Unternehmens- und Kommunikationsstrategie auf jeden Fall überdenken.“

DAS STELLENWERT-RANKING ZUR TRANSFORMATION IN DEN DAX-30-UNTERNEHMEN

Ranking/Unternehmen/Transformationsindex (in Geschäftsberichten beschriebene und als transformationsrelevant verifizierte Entwicklungen)

1 Deutsche Telekom AG 25
2 Deutsche Bank AG 24
3 Commerzbank AG 17
4 Bayer AG 15
5 E.ON SE 12
6 Merck KGaA 10
7 Deutsche Post AG 10
8 Lufthansa AG 10
9 Henkel AG & Co. KGaA 9
10 Allianz SE 8
11 Adidas AG 8
12 Daimler AG 8
13 Volkswagen AG 8
14 RWE AG 7
15 ThyssenKrupp AG 6
16 Deutsche Börse AG 5
17 Siemens AG 5
18 Fresenius Medical Care AG & Co. KGaA 4
19 HeidelbergCement AG 3
20 BMW AG 3
21 Continental AG 3
22 SAP SE 2
23 Beiersdorf AG 2
24 Infineon AG 2
25 BASF SE 2
26 Münchener Rück AG 2
27 LANXESS AG 2
28 K+S AG 0
29 Fresenius SE & Co. KGaA 0
30 Linde AG 0
Gesamt 212 = 7,1 pro Unternehmen