Siemens investiert in Start-ups, mehr Geld ist nötig

Eigentlich ist es eine gute Idee: Der Sektor Industry und die Venture-Capital-Einheit von Siemens haben vor einiger Zeit angekündigt, einen neuen Venture-Capital-Fonds mit einem Volumen von 100 Millionen Dollar aufzulegen. Der „Industry of the Future Fund“ – so heißt das Instrument – soll in ganz junge und dynamische Unternehmen investieren. Er ergänzt die bestehenden Venture-Capital-Fonds von Siemens, die in der Regel in mehr etablierte Start-Up-Unternehmen investieren.

Der neue Fonds wird Start-Up-Unternehmen schon in einer frühen Phase unterstützen. Ziel ist Partnerschaften mit Unternehmen zu fördern, die bestehende industrielle Märkte entweder revolutionieren oder durch bahnbrechende Technologien sogar ganz neue Märkte erschließen. Als Teil von Financial Services, wird die Venture-Capital-Einheit von Siemens den Industry of the Future Fund neben den bestehenden Venture-Capital-Aktivitäten von Siemens führen.

Auf der Cebit in Hannover: Start-ups auf dem Code-N-Stand. Foto: Carsten Knop

„Da Digitalisierung und Software im globalen Wettbewerb für Hersteller zunehmend an Bedeutung gewinnen, wird der Industry of the Future Fund die Industrie 4.0-Strategie von Siemens unterstützen. Dazu soll jungen Unternehmen Kapital zur Verfügung gestellt werden, deren innovative Technologien und Visionen Produktionstechniken und Industrieautomatisierung grundlegend verändern könnten,“ wird Siegfried Russwurm, der Vorstandsvorsitzende des Siemens-Sektors Industry, in der entsprechenden Mitteilung zitiert.

Idee und Ziel sind begrüßenswert – aber ist das nicht viel zu wenig Geld? Wie weit kommt die deutsche Industrie mit solchen Fonds, wenn in Amerika zum Beispiel allein durch die Erfolgsgeschichte von Whatsapp innerhalb von fünf Jahren viele Milliarden Dollar Wert geschöpft werden, die dann wieder in neue Projekte investiert werden können? Es ist schade: Deutschland liegt auf dem Gebiet der Wagniskapitalfinanzierung so weit zurück, das selbst so begrüßenswerte Initiativen wie diese von Siemens wie ein Tropfen auf den heißen Stein wirken.

Interessant ist übrigens, in welche Unternehmen Siemens schon investiert hat – und wo sie sitzen. Geld bekamen die Unternehmen Lagoa (Sitz: Montreal, USA), das cloud-basierte, hochleistungsstarke 3D-Visualisierungs-Software anbietet und CounterTack (Sitz: Boston, USA), das Sicherheitssoftware der nächsten Generation entwickelt.

Deutschland muss in der Industrie 4.0 Gas geben, auch mit mehr Geld.

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Weidmüller: Industrie 4.0 muss jetzt konkreten Nutzen zeigen

In wenigen Wochen widmet sich die Hannover Messe dem Leitthema „Integrated Industry“ – also komplett vernetzten Produktionsanlagen für individualisierte, hochflexible und sich selbst steuernde Fertigungseinheiten. Der Elektronikspezialist Weidmüller aus Detmold wiederum arbeitet derzeit an verschiedenen Themen rund um die Industrie 4.0. Die Unternehmensgruppe ist ein international aufgestellter deutscher Mittelständler: Weidmüller verfügt über Produktionsstätten, Vertriebsgesellschaften und Vertretungen in mehr als 80 Ländern. Im Geschäftsjahr 2012 erzielte Weidmüller einen Umsatz von 621 Millionen Euro und beschäftigte rund 4400 Mitarbeiter. Das Unternehmen ist davon überzeugt: Jetzt ist es Zeit, beim Thema Industrie 4.0 konkret zu werden.

„Condition Monitoring“ üben heute schon Jugendliche, zum Beispiel mit Fischer Technik. Foto: Knop

Man sehe zwei Trends. Zum einen werde der Platz im Schaltschrank kostbarer, weil immer mehr Elektronikkomponenten in die Schaltschränke integriert werden müssen. Miniaturisierung sei daher ein erster Trend. Ein anderer Trend ist die steigende Nachfrage nach einer Kommunikationsfähigkeit der Produkte, um bisher nicht verfügbare Daten und Informationen transparent zu machen. Das ziele auf das sogenannte „Condition Monitoring“, die Diagnose und besonders auf die intelligente, sich selbst steuernde Produktion.

Denn die Kunden müssten ihren Endabnehmern komplexere und individuelle Lösungen bieten, was nur in einem intelligenten Produktionsumfeld möglich sei. Als Lösungsanbieter kommt es für Weidmüller nach eigener Aussage deshalb darauf an, die Komponenten so weiterzuentwickeln, dass sie kommunikationsfähig werden und in den neuen Automatisierungsstrukturen aktiv zusammenarbeiten können. Seit der letzten Hannover Messe habe das Thema die gesamte Industriewelt wie auch die Politik erfasst und in seinen Bann gezogen – man begreife auf einmal die immense Chance, die sich dahinter verbirgt und es wird auf allen Ebenen daran gearbeitet und geforscht. Industrie 4.0 werde aber vielfach noch als recht abstrakt wahrgenommen. Der konkrete Kundennutzen, der dahinter stecke, müsse nun Schritt für Schritt mit konkreten Inhalten begreifbar gemacht werden. Es biete vielen Unternehmen die Möglichkeit, sich vom reinen Produkt zu lösen und sich in Richtung Lösungsanbieter zu entwickeln und in ihrer Produktion einen großen Mehrwert zu ernten.

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