„Industrie 4.0 muss dem Endanwender nutzen“

Mit eigenen Entwicklungen sowie dem Engagement in Arbeitskreisen und Standardisierungsgremien treibt Weidmüller das Thema Industrie 4.0 maßgeblich mit nach vorn. Jan Stefan Michels, Leiter Standard- und Technologieentwicklung, erläutert, wie Weidmüller die intelligente Vernetzung der Produktion aktuell forciert – sowohl auf technologischer als auch auf persönlicher Ebene.

Industrie 4.0 gilt als Schlüssel, um produzierende Unternehmen in Zukunft effizienter und flexibler zu machen. Mit welchen aktuellen Lösungen begleitet Weidmüller den Wandel zur Fabrik der Zukunft?

Die klassische Automatisierungspyramide mit zentraler Steuerung wird es bei Industrie 4.0 nicht mehr geben. Auf das Ziel extrem wandlungsfähiger Produktionsanlagen ausgerichtet, treten an diese Stelle Netzwerke aus intelligenten, miteinander agierenden Automatisierungskomponenten. Für die Smart Factory von morgen schaffen wir daher Industrial-Connectivity-Lösungen auf der Grundlage neuester Informations- und Kommunikationstechnologien. So beispielsweise unsere netzwerkfähigen ACT20C-Signalwandler, die analoge Maschinendaten in digitale Werte umwandeln, im Netzwerk bereitstellen und so als flexible Informationsgeber im Rahmen von Fertigungsprozessen fungieren. Hierauf fußt auch eine unserer jüngsten Entwicklungen, die erste kommunikationsfähige Current-Monitor-Station.

Was macht diese Weiterentwicklung aus? Und welche weiteren Schritte werden folgen?

Unsere Current-Monitor-Station, bestehend aus kommunikationsfähigen Signalwandlern und Strommesswandlern, erlaubt präzise Strommessungen und liefert umfangreiche Zustandsinformationen via Ethernet. Damit ermöglicht sie vorbeugende Instandhaltungsstrategien auf Basis frühzeitiger Fehlererkennung und detaillierter Störungsanalysen. Im nächsten Schritt kommen passende Maintenance-Software-Lösungen hinzu, die das Messen und Steuern von Energieverbräuchen, der Effizienz oder der Prozessqualität ermöglichen. Zusätzlich werden wir weitere Automatisierungsgeräte in Netzwerkstrukturen einbringen, um so die Möglichkeiten des Condition Monitorings und der Diagnose weiter auszubauen. Bereits auf der diesjährigen Hannover Messe haben wir unseren Besuchern eine komplett vernetzte Maschine im Live-Einsatz gezeigt. „„Industrie 4.0 muss dem Endanwender nutzen““ weiterlesen

“Mitarbeiter müssen für Datenschutz und Industriespionage sensibilisiert werden”

Ein Interview mit Michael Matthesius, Vice President Global Industry Management Machinery bei Weidmüller Interface GmbH & Co. KG – Welche Trends sehen Sie in der Produktion und im Maschinenbau?

Hier gibt es einen eindeutigen Trend zur Modularisierung beziehungsweise Flexibilisierung der Produktionsanlagen. Für die meisten Hersteller wird die Losgröße 1 immer wichtiger – möglichst viele Konzepte müssen mit einer Maschine umsetzbar sein. Das bedeutet für den Maschinenbau, dass Maschinen immer modularer aufgebaut werden müssen, bei gleichzeitiger Beherrschbarkeit der steigenden Komplexität.

Was sehen Sie darüber hinaus?

Aktuelle Themen sind Energieeffizienz, Datenmanagement, Vernetzung und „predictive maintenance“, also vorhersehbare Wartung. Hier steht für uns besonders die Problemstellung im Fokus, wie wir Maschinen im Kontext dieser Trends besser entwickeln und unseren Kunden entsprechende Services anbieten können.
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Anders denken und sich vernetzen: Industrie 4.0 fordert die Mitarbeiter

Die Welt des Maschinenbaus und der Produktion ist seit rund einem Jahr von einem Thema dominiert, der „Industrie 4.0“. Dies spürt nach eigenen Angaben auch die Unternehmensgruppe Weidmüller aus Detmold. Denn der Trend gehe vor diesem Hintergrund zur Systemlösung, und das Interesse am Einzelprodukt nehme ab.  So drastische Umbrüche zögen immer auch Erneuerungen der Arbeitsprozesse nach sich: Denn durch die technologischen Veränderungen werden häufig ganz andere Fähigkeiten und Qualifikationen auf Seiten der Mitarbeiter notwendig, hat man bei Weidmüller festgestellt. „Mit dem Aufkommen von Industrie 4.0 müssen Mitarbeiter von einem produktzentrierten auf ein systemtechnisches Denken umstellen“, beschreibt Roetger Sander, Leiter des International Training Center der Weidmüller-Akademie, die neuen HR-Herausforderungen.

Im Netz Foto: Carsten Knop
Im Netz Foto: Carsten Knop

„Es ist heute kaum noch möglich, alle Komponenten eines Systems samt ihrer Software in ihren Einzelheiten vollumfänglich zu verstehen. Das ist aber auch gar nicht nötig – viel wichtiger ist es, anstehende Probleme aus einer systematischen Sicht heraus lösen zu können“, wird Sander in einer Pressemitteilung zitiert. Zur Unterstützung dieses Wandels passe Weidmüller seit geraumer Zeit auch Weiterbildung und Trainings der Mitarbeiter an.  „Ging es früher in den Anwendungen der Kunden von Weidmüller in erster Linie darum, Klemme und Kabel effektiv zu kombinieren, geht es heute nicht mehr ohne ein grundsätzliches Verständnis, wie kombinierte Hardware und Software Probleme lösen.“

Darüber hinaus gebe es noch einen zweiten Aspekt, der sich mit den neuen Anforderungen von Industrie 4.0 für viele Mitarbeiter in den deutschen Produktionshallen ändere: „Ebenso wie die Maschinen sich vernetzen, müssen sich heute zusehends auch die Mitarbeiter vernetzen, um gemeinsam komplexe Probleme und Herausforderungen zu lösen. Mit Industrie 4.0 rücken Entwicklung, Engineering, Facharbeiter und auch Marketing näher zusammen – denn anders können Kundenwünsche nach kurzfristigen Variantenänderungen kaum erfüllt werden“, so Sander. Die Vernetzung mache dabei auch nicht vor den eigenen Unternehmen Halt. So hänge die Entscheidung in Deutschland oder in einem günstigeren Land produzieren zu lassen, auch davon ab, wie gut Mitarbeiter in der Lage sind, sich mit zum Beispiel chinesischen Kunden zu vernetzen. Schließlich gehe es bei Industrie 4.0 darum, Bedürfnisse nach einem kundenindividuellen Produkt kosteneffizient zu befriedigen – unabhängig von Ort oder Zeit. „Wer also spezifische Anforderungen aus dem chinesischen Markt auch bei kleinen Stückzahlen schnell in seiner Produktion integrieren kann, eben weil er intuitiv versteht, was sein Kunden wünscht, wird sich langfristig durchsetzen.“

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Weidmüller: Industrie 4.0 muss jetzt konkreten Nutzen zeigen

In wenigen Wochen widmet sich die Hannover Messe dem Leitthema „Integrated Industry“ – also komplett vernetzten Produktionsanlagen für individualisierte, hochflexible und sich selbst steuernde Fertigungseinheiten. Der Elektronikspezialist Weidmüller aus Detmold wiederum arbeitet derzeit an verschiedenen Themen rund um die Industrie 4.0. Die Unternehmensgruppe ist ein international aufgestellter deutscher Mittelständler: Weidmüller verfügt über Produktionsstätten, Vertriebsgesellschaften und Vertretungen in mehr als 80 Ländern. Im Geschäftsjahr 2012 erzielte Weidmüller einen Umsatz von 621 Millionen Euro und beschäftigte rund 4400 Mitarbeiter. Das Unternehmen ist davon überzeugt: Jetzt ist es Zeit, beim Thema Industrie 4.0 konkret zu werden.

"Condition Monitoring" üben heute schon Jugendliche, zum Beispiel mit Fischer Technik. Foto: Knop
„Condition Monitoring“ üben heute schon Jugendliche, zum Beispiel mit Fischer Technik. Foto: Knop

Man sehe zwei Trends. Zum einen werde der Platz im Schaltschrank kostbarer, weil immer mehr Elektronikkomponenten in die Schaltschränke integriert werden müssen. Miniaturisierung sei daher ein erster Trend. Ein anderer Trend ist die steigende Nachfrage nach einer Kommunikationsfähigkeit der Produkte, um bisher nicht verfügbare Daten und Informationen transparent zu machen. Das ziele auf das sogenannte „Condition Monitoring“, die Diagnose und besonders auf die intelligente, sich selbst steuernde Produktion.

Denn die Kunden müssten ihren Endabnehmern komplexere und individuelle Lösungen bieten, was nur in einem intelligenten Produktionsumfeld möglich sei. Als Lösungsanbieter kommt es für Weidmüller nach eigener Aussage deshalb darauf an, die Komponenten so weiterzuentwickeln, dass sie kommunikationsfähig werden und in den neuen Automatisierungsstrukturen aktiv zusammenarbeiten können. Seit der letzten Hannover Messe habe das Thema die gesamte Industriewelt wie auch die Politik erfasst und in seinen Bann gezogen – man begreife auf einmal die immense Chance, die sich dahinter verbirgt und es wird auf allen Ebenen daran gearbeitet und geforscht. Industrie 4.0 werde aber vielfach noch als recht abstrakt wahrgenommen. Der konkrete Kundennutzen, der dahinter stecke, müsse nun Schritt für Schritt mit konkreten Inhalten begreifbar gemacht werden. Es biete vielen Unternehmen die Möglichkeit, sich vom reinen Produkt zu lösen und sich in Richtung Lösungsanbieter zu entwickeln und in ihrer Produktion einen großen Mehrwert zu ernten.

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