Neue Chancen für mehr Tempo beim Gigabit-Ausbau

Der Regierungswechsel in Nordrhein-Westfalen bietet die Chance, die schnellere Glasfaserversorgung (FTTB/FTTH) im bevölkerungsreichsten Bundesland deutlich voranzutreiben – und damit auch für andere zum Treiber zu werden. Bei der Versorgung mit zukunftssicheren Glasfaseranschlüssen besteht in allen Bundesländern erheblicher Aufholbedarf. „Nicht nur unsere Autobahnen, sondern auch unsere Datenautobahnen werden im Vergleich mit den Wirtschaftsstandorten im Ausland immer schlechter“, warnt VATM-Geschäftsführer Jürgen Grützner. Selbst in der CDU sind die Vertreter der Wirtschaft besorgt. Völlig unabhängig hiervon kommt die gerade veröffentlichte Studie der Bertelsmann Stiftung „Ausbaustrategien für Breitbandnetze in Europa – Was kann Deutschland vom Ausland lernen?“ zum selben Ergebnis: Es fehlen klare Ziele und Schritte für einen Ausbau jenseits von 50 Mbit/s.

Die Studie analysiert Ursachen und Lösungsmöglichkeiten für den zu langsamen Ausbau in Deutschland. Ein Fazit: „Vectoring verlangsamt konsequenten Glasfaserausbau“ (S. 28). Eine Forderung: „Open-Access-Netze fördern“ (S 68). Hier setzt auch der Wirtschaftsrat an. Der Zugang zu vorhandener passiver Infrastruktur des Marktbeherrschers müsse erleichtert werden, bloße Deregulierung bringe Deutschland nicht weiter (S.1). Obwohl dies gerade diejenigen Unternehmen verunsichere, die im Gegensatz zur Telekom bereits massiv in den Glasfaserausbau bis zum Haus investieren, werde die weitere Bevorzugung der Telekom immer noch diskutiert und finde sich als Vorschlag zum Beispiel im gerade veröffentlichten Weißbuch, so VATM-Geschäftsführer Grützner.

„Nicht knallharter Ausbauwettbewerb wie in Spanien, sondern ein verlockender Verzicht auf Regulierung und damit weniger Wettbewerb soll es, wenn es nach dem Wunsch der Telekom geht, in Deutschland richten. Die zweite Vectoring-Entscheidung hatte ihr bereits ein weitreichendes Monopol im Nahbereich der Hauptverteiler verschafft und zu einer bislang einzigartigen rechtlichen Hängepartie geführt. Weitere Unsicherheit für Investoren und Verzögerungen bei ausbauwilligen Unternehmen müssen in Deutschland unbedingt verhindert werden“, fordert Grützner. „Neue Chancen für mehr Tempo beim Gigabit-Ausbau“ weiterlesen

Bundeswirtschaftsministerium stellt „Weißbuch Digitale Plattformen“ vor

Der VATM begrüßt zahlreiche Überlegungen zur Neupositionierung des Bundeswirtschaftsministeriums (BMWi) zu Fragen des Wettbewerbsrechts, zur Einbindung von OTTs in Daten- und Verbraucherschutzrechte, zur Datenökonomie bis hin zur institutionellen Forderung einer Digitalagentur. Auch die Diskussion über verstärkte Anreize zum Glasfaserausbau und einer flächendeckenden Versorgung mit hochleistungsfähigen Anschlüssen geht in weiten Bereichen in die richtige Richtung. Allerdings dürften die Überlegungen in dem heute veröffentlichten „Weißbuch Digitale Plattformen“ des BMWi auch starke Diskussionen auslösen.

„So lässt die Überlegung eines vollständigen Regulierungsverzichts bei Glasfaseranschlussnetzen den zukünftigen Bedarf der deutschen Wirtschaftsunternehmen bei der Digitalisierung außer Acht. Natürlich brauchen wir angepasste Rahmenbedingungen für den Glasfaserausbau, aber ein kompletter Regulierungsverzicht nutzt allein einem regulierten Unternehmen und damit insbesondere der Telekom“, warnt VATM-Präsident Martin Witt. „Es ist unerklärlich, warum sich die Politik wieder vor den `Karren´ eines einzelnen Unternehmens spannen lässt und das zum Schaden der Gesamtwirtschaft.“

Ein neues Monopol gerade bei Glasfaserschlüssen würde verhindern, dass hochspezialisierte Diensteanbieter auch zukünftig tausende Unternehmen über einen regulatorisch abgesicherten Netzzugang versorgen könnten. Es würde unter anderem ein großes Risiko für die Innovationsfähigkeit der deutschen Wirtschaft bedeuten. Der gleichfalls im Weißbuch genannte Vorschlag der Bundesnetzagentur (BNetzA), eine stärkere Flexibilisierung einzuführen, dürfte deutlich eher in der Lage sein, Ausbauanreize zu setzen, ohne jedoch die Versorgungssicherheit und den Wettbewerb auf Diensteebene zu gefährden. Der von der BNetzA ins Spiel gebrachte „Nachbildbarkeitsansatz“ ist eine interessante Idee, die weiter diskutiert werden sollte. „Bundeswirtschaftsministerium stellt „Weißbuch Digitale Plattformen“ vor“ weiterlesen

FDP-Chef Lindner will deutsche Wirtschaft mit Gigabit-Netzen fit machen für die Digitalisierung

„Die Freien Demokraten wollen, dass Deutschland zur digitalen Weltspitze gehört. Dafür müssen wir in die digitalpolitische Offensive gehen. Wir brauchen „Glasfaser first“: Gigabitfähige Netze für die digitale Zukunft statt Re-Monopolisierung veralteter Kupferkabel-Leitungen durch Bundesregierung und Telekom“. So positionierte sich FDP-Chef Christian Lindner klar in seiner Keynote auf dem VATM-Sommerfest in Berlin. Rund 300 Gäste aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Medien diskutierten an diesem Abend über den schnellsten, aber auch bezahlbaren Weg zur Gigabit-Gesellschaft.

Glasfasernetze bis zu den Unternehmen und den Bürgern und das flächendeckend muss unser klares Ziel sein – und das kann man nicht herbeireden, so Lindner in seiner Rede. Genau das aber tue die Bundesregierung, wenn sie mit ihrer digitalen Agenda keinerlei Planung für die Zeit nach 2018 habe, aber davon rede, dass 50 MBit/s ja nur ein Übergansziel sei. „Neue Monopole für die langfristige Nutzung der alten Kupfernetze mit Vectoring-Technologie schaden dem schnellen weiteren Glasfaserausbau. Das Gleiche gilt für die Milliarden-Förderung von Brückentechnologien, wenn man weiß, dass wir dadurch im internationalen Vergleich der führenden Volkswirtschaften der Welt immer weiter zurückfallen anstatt aufzuholen“, unterstrich der FDP-Chef. Anstatt ihre Strategie endlich den Realitäten und Bedürfnissen der Wirtschaft anzupassen und nachzubessern, würden sogar Investoren durch regulierungspolitische Fehlentscheidungen davon abgehalten, in Deutschland heute die Netze zu bauen, die morgen gebraucht werden. „Die Bundesregierung hat nicht mehr die Kraft für die wichtigen Weichenstellungen und versucht, sie auf die Zeit nach der Wahl zu verschieben. Und genau das ist Gift für unsere Wirtschaft“, so Lindner kämpferisch. Er sprach auf dem politischen Sommertreffen des VATM pointiert zahlreiche weitere gesellschaftspolitische Themen an. „FDP-Chef Lindner will deutsche Wirtschaft mit Gigabit-Netzen fit machen für die Digitalisierung“ weiterlesen

VATM begrüßt genaue Prüfung der Vectoring-Entscheidung durch die EU-Kommission

„Die EU-Kommission hat ernsthafte Bedenken gegenüber einem weitgehenden Vectoring-Monopol in allen Nahbereichen der Hauptverteiler“, begrüßt VATM-Geschäftsführer Jürgen Grützner die Einleitung des sogenannten Phase-II-Verfahrens in Brüssel. Die EU-Kommission kann nun die Vectoring-Entscheidung der deutschen Regulierungsbehörde weitere drei Monate lang vertieft prüfen. Brüssel sieht sowohl eine generelle Gefahr für den Wettbewerb in Deutschland als auch für die nun hierzulande notwendigen Investitionen in Gigabit-Netze (FTTB/FTTH).

„Ein echtes Vetorecht gibt es zwar nicht, doch wir hoffen sehr, dass es nun zu einer vernünftigen Konsenslösung kommt, die den erheblichen Bedenken des Beirats der Bundesnetzagentur, der Politik sowie 25 Wirtschaftsverbänden und Organisationen Rechnung trägt. Diese sind bisher von der BNetzA nicht ausreichend in ihrer Entscheidung aufgegriffen worden“, sagt Grützner.

So muss aus Sicht des VATM die Telekom die vom Beirat gemachte Auflage erfüllen, alle Nahbereiche, in denen sie ausbaut, zu mindestens 90 Prozent mit 50 Mbit/s zu versorgen. „Von Seiten der Wettbewerber sind 90 Prozent angeboten worden“, unterstreicht der Geschäftsführer des VATM: „Die Unternehmen müssen eine Chance haben, weiter zu investieren. Das Gleiche gilt für die Kommunen, die zusammenhängende Gebiete ausbauen wollen und keine Flickenteppiche, bei denen die lukrativsten Gebiete schon von der Telekom versorgt werden dürfen“, so Grützner. Dabei halte die Telekom selbst weder die Vorgabe der Bundesregierung ein, für einen 100-Prozent-lückenfreien Ausbau zu sorgen, noch die 90 Prozent des Beirates. Grützner: „In ländlichen Bereichen kommt das Telekom-Angebot nach unseren Berechnungen teilweise gerade einmal auf 75 Prozent. Nach dem Konzept der Telekom werden tausende Kabelverzweiger – die grauen Kästen am Straßenrand – nicht mit Glasfaser erschlossen werden, so dass die dortigen Bürger und Unternehmen keine 50 Mbit/s erhalten. Das betrifft vor allem die schwieriger erschließbaren ländlichen Gebiete.“



Und schließlich wird der dringend erforderliche weitere Ausbau mit Glasfaser bis zum Haus und Unternehmen selbst gerade auf dem Land deutlich verlangsamt und erschwert. Daher hatte sich unter anderem auch das Bundeskartellamt gegen diese Vectoring-Entscheidung ablehnend geäußert und andere Lösungen, wie zum Beispiel eine Einbindung in das Förderkonzept des Bundes, als deutlich sinnvoller vorgeschlagen. „Die Zeiten von Monopolen müssen endlich vorbei sein. Wir haben seit 18 Jahren dafür gearbeitet, dass Wettbewerb den Verbrauchern bessere Qualität zu günstigen Preisen liefert und dürfen das Rad jetzt nicht zurückdrehen“, warnt VATM-Geschäftsführer Jürgen Grützner.

VATM-Tele-Kompass: Kooperationen, Standards und Frequenzen für 5G-Revolution entscheidend

Die Mobilfunksysteme der 5. Generation (5G) werden für Anwendungen wie Industrie 4.0, E-Health und Smart Grid oder autonomes Fahren den Durchbruch bringen und dadurch die Wirtschaft und die Gesellschaft nachhaltig verändern. Mit Blick auf den internationalen Wettbewerb die Weichen schon jetzt richtig zu stellen, ist eine der großen Herausforderungen nicht nur für die Telekommunikationsindustrie. Die Frage „Gigabit-Gesellschaft und Schlüsseltechnologie 5G: Wie schaffen wir den Wandel in Deutschland?“ stand daher am Donnerstagabend im Mittelpunkt der Debatte beim VATM-Tele-Kompass Berlin-Mitte im Base_camp.

Zum Auftakt der Veranstaltung richtete sich EU-Kommissar Günther Oettinger mit einer Videobotschaft an den VATM und seine Gäste. Es brauche einen gesunden Wettbewerb, um 5G Realität werden zu lassen, so sein klares Statement.

Ericsson-Deutschland-Chef Stefan Koetz betonte in seinem Eingangsstatement die wichtige Rolle der Zusammenarbeit mit der Industrie, damit 5G als Schlüsseltechnologie in Europa mit Asien und den USA konkurrieren könne. Neben den Telekommunikations-Firmen engagierten sich daher schon heute Global Player wie die Deutsche Bahn, Bosch oder Siemens in der 5G-Gruppe des IT-Gipfels. Neben der technischen Leistungsfähigkeit seien auch regulatorische Rahmenbedingungen für die 5G-Einführung wichtige Voraussetzungen. „Wir brauchen mehr Mobilfunk-Standorte, mehr Frequenzen und leistungsfähigere Backbone-Systeme, damit Europa im internationalen Wettbewerb konkurrenzfähig bleibt“, erklärte Koetz.

5G sei die Schlüsseltechnologie für die vernetzte Gigabitgesellschaft und werde auch für die Kunden eine Revolution bedeuten, zeigte sich Dr. Jan Krancke, Vice President Regulatory Strategy & Economics bei der Deutschen Telekom, in der anschließenden Paneldiskussion überzeugt. „Industrielle Produktionsprozesse werden optimiert und das `Internet of Things´ wird mit innovativen Produkten für jedermann erlebbar“, so Dr. Krancke.

Mit Blick auf die erforderliche Anbindung der Mobilfunkstationen mit Glasfaser meinte
Hartmut Kremling, Vodafone Ambassador (vorm. CTO Vodafone Central Europe): „Die aktuelle Vectoring-Entscheidung der Bundesnetzagentur erschwert den Glasfaserausbau erheblich und damit auch den Anschluss der Mobilfunkbasisstationen an ein leistungsfähiges Backbone-Netz.“



Auch Thomas Jarzombek, Bundestagsabgeordneter der CDU, sieht in 5G mit Glasfaser als Backbone die entscheidende Netzinfrastruktur der Zukunft. „Die EU nimmt durch die Kooperationsvereinbarungen zum Thema 5G mit Brasilien, China, Japan und Korea im internationalen Vergleich eine Vorreiterrolle ein. Politik und Industrie ziehen hier an einem Strang, um die Einführung von 5G bis zum Jahr 2020 zu gewährleisten“, sagte Jarzombek. Als große Herausforderung sieht er dabei unter anderem, in kurzer Zeit Standards für die Daten-Infrastruktur zu finden.

„Wir brauchen neben den Frequenzen einen branchenübergreifenden Standard für 5G und wollen, dass Deutschland und Europa bei 5G die Technologieführerschaft übernehmen“, machte Frank Krüger, Leiter der Unterabteilung Digitale Gesellschaft und Infrastruktur beim Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur, deutlich. Dazu müssten noch mehr 5G-Testfelder wie auf der A9 aufgebaut werden.

Vor negativen Markteffekten einer Regulierung im Mobilfunk und damit verbundenen hohen Kosten bei 5G in Deutschland warnte Valentina Daiber, Director Corporate Affairs der Telefónica Germany. „Es darf nicht über eine erneute teure Frequenzversteigerung den TK-Unternehmen das Geld für den Breitbandausbau entzogen werden, damit die Innovationspotentiale erhalten bleiben.“

„Wir werden uns in Zukunft an anderen Ländern auch aus Europa messen lassen müssen“, prophezeite VATM-Geschäftsführer Jürgen Grützner in seinem Abschlussstatement. Was werden zum Beispiel unsere Nachbarländer in zehn Jahren anbieten? In einem war sich alle Panelteilnehmer einig: Branchenübergreifende Kooperationen und gemeinsame Plattformen sind für eine Erfolgsstory 5G von größter Relevanz.

VATM begrüßt grundsätzliche Genehmigung der EU-Kommission für Breitband-Förderung in Deutschland

Der VATM, der Verband der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten, begrüßt die weitgehende Genehmigung der deutschen Förderregelung für den Aufbau von Zugangsnetzen der nächsten Generation (Next Generation Access/NGA) durch die EU-Kommission. Damit können drei Milliarden Euro für einen Zugang zum schnellen Internet, auch in ländlichen Gebieten, in Deutschland zur Verfügung gestellt werden. „Das grüne Licht für die NGA-Rahmenregelung ist ein wichtiger Schritt, der uns beim Breitbandausbau weiter voranbringen wird. Der Ausschluss der Vectoring-Technologie von der Förderfähigkeit bis wettbewerbskonformer Zugang sichergestellt ist, zeigt aber, wie kritisch die Kommission die Auswirkungen dieser Technologie auf den Wettbewerb sieht“, unterstreicht VATM-Geschäftsführer Jürgen Grützner.

Nur ein Anbieter kann zurzeit die Technologie pro Anschlussbereich nutzen. Solange es kein passendes Vorprodukt gibt, das Wettbewerbern in Deutschland einen offenen Netzzugang bei Vectoring ermöglicht, sieht die EU-Kommission hier eine klare Wettbewerbsgefährdung. Entsprechend hatte sich auch der VATM mehrfach im Vorfeld geäußert und ein wettbewerbskonformes Vorprodukt für die virtuelle Entbündelung gefordert.

„Wenn die EU-Kommission schon heute eine Wettbewerbsgefährdung sieht, ist in der Folge klar, wie sie sich beim von der Telekom beantragten Vectoring II im HVt-Nahbereich positionieren wird – denn das würde bedeuten, dass sich die Situation noch extrem verschärfen würde und Wettbewerber im zentralen Nahbereich um alle Hauptverteiler herum bundesweit von Vectoring ausgeschlossen würden “, verdeutlicht Grützner. „VATM begrüßt grundsätzliche Genehmigung der EU-Kommission für Breitband-Förderung in Deutschland“ weiterlesen