Nach der Cloud-Wolke kommt der Fog-Nebel

Die sogenannte Fog-Technologie oder das Fog-Computing steht bereit, den Markt zu revolutionieren. Davon ist Mark Hawtin, Investment Director beim Vermögensverwalter GAM, überzeugt: „Die Cloud-Technologie hat sich mittlerweile weitgehend etabliert, auch wenn ihr volles Potenzial noch nicht ausgeschöpft wird. Die Flexibilität, die die Cloud bietet, wird nun durch den Fog sogar noch erweitert. Die Cloud-Technologie stößt an ihre Grenzen, wenn sehr große Datenmengen in Echtzeit abgerufen und verarbeitet werden müssen. Beim Fog werden Daten nicht mehr komplett an die Cloud gesendet, sondern zunächst zu einem Server in der Nähe, der dann einen Teil direkt verarbeitet und den Rest an die Cloud sendet. Der Fog setzt sich also aus vielen Endgeräten in der Nähe des Users zusammen und greift so zum Beispiel ungenutzte Server-Kapazitäten ab. Diese lokalen Geräte, die sogenannten Edge Devices, übernehmen teilweise Aufgaben der Cloud und reduzieren so die zu übertragende Datenmenge“, so der Experte.

Die Kombination aus Cloud und Fog bildet laut Hawtin die Basis für künftige Entwicklungen: „Wir stehen am Beginn einer neuen Ära. Künstliche Intelligenzen, zum Beispiel in selbstfahrenden Autos, werden unseren Alltag bestimmen.“ Gerade Systeme mit künstlicher Intelligenz verdeutlichten die Notwendigkeit der Fog-Technologie, da sie eine Unmenge an Daten verbrauchten. „Die Spracherkennung oder -steuerung von Smartphones zum Beispiel passiert per WLAN oder mobilen Internets komplett in der Cloud. Bei selbstfahrenden Autos kann dieses Modell aber nicht funktionieren, da die Datenmenge zu groß ist“, erklärt Hawtin. Laut des Wirtschaftsforschungsinstituts Bernstein nehme die Nutzung von Google Maps für eine Stunde eine Datenmenge von fünf Megabytes in Anspruch. Die Sensoren eines selbst fahrenden Autos hingegen würden in derselben Zeit 25 Gigabyte generieren. „Das ist mit der Cloud-Technologie nicht zu bewerkstelligen. Autos brauchen intelligente Systeme an Bord und ein Fog-Netzwerk nahe der Datenquelle“, ist Hawtin überzeugt. „Nach der Cloud-Wolke kommt der Fog-Nebel“ weiterlesen

Erstmals nutzt die Mehrheit der Unternehmen Cloud Computing

Zum ersten Mal hat im vergangenen Jahr eine Mehrheit der Unternehmen in Deutschland Cloud Computing eingesetzt. Das hat eine repräsentative Umfrage von Bitkom Research im Auftrag der KPMG AG unter 457 Unternehmen ab 20 Mitarbeitern ergeben. Demnach nutzten 54 Prozent der Unternehmen im Jahr 2015 Cloud Computing. Im Jahr davor waren es erst 44 Prozent. Weitere 18 Prozent der Befragten planten oder diskutierten im vergangenen Jahr den Einsatz.

„Cloud Computing ist eine Killer-Applikation
der Digitalisierung“, sagte Dr. Axel Pols, Geschäftsführer von Bitkom Research, bei der Vorstellung der Studienergebnisse. „Die Technologie schafft enorme Effizienzgewinne und sie ist in der digitalen Wirtschaft sehr häufig die Basis neuer Geschäftsmodelle.“ Der starke Anstieg der Nutzung ist laut Umfrage fast ausschließlich auf kleinere und mittlere Unternehmen zurückzuführen. So stieg die Cloud-Nutzung in Unternehmen mit 100 bis 1.999 Mitarbeitern um 7 Prozentpunkte auf 62 Prozent im Jahr 2015 und in Unternehmen mit 20 bis 99 Mitarbeitern sogar um 11 Punkte auf 52 Prozent. Bei Unternehmen ab 2.000 Mitarbeitern legte die Nutzung auf vergleichsweise hohem Niveau nur um einen Punkt auf 69 Prozent zu. Pols: „Der Mittelstand hat seine Zurückhaltung beim Cloud Computing endgültig abgelegt.“

Cloud Computing bezeichnet aus Sicht der Anwender die bedarfsgerechte Nutzung von IT-Leistungen wie Speicherplatz, Rechenkapazitäten oder Software über Datennetze. Das Datennetz kann ein unternehmens- bzw. organisationsinternes Intranet (Private Cloud Computing) oder das öffentliche Internet (Public Cloud Computing) sein. Nach den Ergebnissen der Umfrage nutzten im vergangenen Jahr 26 Prozent der Unternehmen Public Cloud Computing, im Jahr zuvor erst 16 Prozent. Dagegen stabilisierte sich der Einsatz von Private Clouds bei 38 Prozent (Vorjahr: 39 Prozent). „Bislang installierten die Unternehmen vor allem Private Clouds, weil vielen die Nutzung über das öffentliche Internet zu unsicher schien. Das ändert sich jetzt“, sagte Pols. „Das vergangene Jahr markiert den Durchbruch für Public Cloud Computing in der deutschen Wirtschaft.“ Vor allem die großen US-Cloud-Anbieter hätten nach der Geheimdienstaffäre auf die Sicherheitsbedenken der Anwender reagiert. „Viele Cloud-Provider haben massiv in die Sicherheit investiert und Rechenzentren in Europa und speziell in Deutschland aufgebaut“, sagte Peter Heidkamp, Partner und Head of Technology bei KPMG. Damit sei gewährleistet, dass Daten im Rechtsgebiet der Europäischen Union bleiben.



Die am weitesten verbreitete Public-Cloud-Anwendung ist laut Umfrage Büro-Software. 43 Prozent der befragten Unternehmen nutzen über das Internet zum Beispiel Textsysteme, Tabellenkalkulation oder Programme zur Erstellung von Präsentationen. 35 Prozent setzen so genannte Groupware mit Funktionen wie E-Mail, Messenger oder Kalender ein, 34 Prozent branchenspezifische Anwendungen und 30 Prozent Software für die Organisation von Arbeitsgruppen (Collaboration Tools). Immerhin 29 Prozent nutzen spezielle Sicherheitsanwendungen unter dem Stichwort Security as a Service über das Internet. Heidkamp: „Public Cloud-Computing kann den Unternehmen handfeste Vorteile bieten: Im besten Falle bekommen sie optimierte IT-Leistungen zu geringeren Kosten. Die skeptische Haltung einiger Unternehmen gegenüber Public Clouds spiegelt sich auch nicht in den Erfahrungen der Anwender wider. Im Gegenteil: 73 Prozent der Unternehmen, die Public Cloud-Dienste nutzen, haben damit positive Erfahrungen gemacht.“

Trotz des kräftigen Anstiegs bei der Public-Cloud-Nutzung sind Sicherheitsbedenken weiter das größte Hindernis für einen intensiveren Einsatz der Technologie. Mehr als die Hälfte (58 Prozent) der befragten Unternehmen fürchten einen unberechtigten Zugriff auf sensible Unternehmensdaten und 45 Prozent einen Datenverlust. „Das Vertrauen der Anwender in die Sicherheit der Cloud-Services ist die wichtigste Voraussetzung für eine weitere Verbreitung“, sagte Heidkamp. Laut Umfrage berichteten 15 Prozent der Unternehmen, dass es Sicherheitsvorfälle im Zusammenhang mit dem Einsatz von Public-Cloud-Lösungen in den letzten 12 Monaten gegeben hat, bei weiteren 20 Prozent gab es einen Verdacht. „Cyberangriffe sind eine reale Gefahr, die alle Unternehmen betrifft – und zwar unabhängig von der Cloud-Nutzung“, sagte Heidkamp. Gerade bei kleinen und mittleren Unternehmen könnten Cloud-Dienste ein höheres Sicherheitsniveau gewährleisten als eine Inhouse-Lösung.

Hinweis zur Methodik: Grundlage der Angaben ist eine Umfrage, die Bitkom Research im Auftrag der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft KPMG durchgeführt hat. Dabei wurden 457 Unternehmen aller Branchen ab 20 Mitarbeitern befragt. Die Interviews wurden mit Geschäftsführern, IT-Leitern und CIOs geführt. Die Umfragen sind repräsentativ für die Gesamtwirtschaft.