Neue VDE-Studie: Die Smart City aus dem Systembaukasten

Das Problem: Im Jahr 2050, so eine Prognose der Weltbank, werden 70 Prozent der Weltbevölkerung in Städten leben. In den Schwellen- und Entwicklungsländern benötigt die Stadt der Zukunft eine intelligente, effiziente und kostengünstige Infrastruktur. In den Industrienationen fordern die Bürger Lebensqualität, Nachhaltigkeit und attraktive Infrastrukturen für die Wirtschaft. Die Lösung: Smart Cities. Die neue VDE-Studie „Smart City – Herausforderungen und Potenziale einer lebenswerten Stadt von morgen“ zeigt Denkansätze für einen neuen Weg zur Smart City auf.

Individualisierte Planung gehöre der Vergangenheit an, so postulieren es die VDE-Experten. Dies gelte sowohl für den Neubau als auch den Umbau bestehender Städte. Es fehle ein Gesamtmodell mit bereichsübergreifenden Lösungen für Smart Cities und definierten Standards, das so skalierbar ist, dass es für viele Städte unterschiedlicher Größe anwendbar ist. Der Studie liegt eine grundlegende Analyse aller Elementarbausteine – vom einzelnen Gebäude, Straße bis zu dezentralen Erzeugungsanlagen – einer Smart City zu Grunde. Sie empfiehlt ein standardisiertes, modulares Konzept, das einzelne Elemente, Infrastrukturen und Ressourcen einer Smart City definiert und klassifiziert. „Indem wir einzelne Aspekte einer Smart City klassifizieren, ermöglichen wir eine exakte virtuelle Abbildung einer Stadt in ihrer Vielfalt und können so den Bedarf an Maßnahmen ermitteln“, erklärt Rainer Speh, Mitglied des VDE-Präsidiums und Co-Autor der Studie den Ansatz.

Der Lösungsansatz sei, so die Studie, alle Komponenten auf der untersten Ebene zu modellieren. Damit schaffe man ein Systemmodell, das beliebig erweiterbar ist. Dieses lässt sich auf Städte und Kommunen jeder Größe mit beliebigen Kombinationen von Elementen und Infrastrukturen übertragen und flexibel skalieren. Grundlage bildet der „Quartiersansatz“, also die Analyse einzelner Stadtviertel und deren Struktur, wie auch der Betrieb einer Datenplattform die einen interaktiven Betrieb sicherstellt und hilft, die einzelnen Subsysteme zu optimieren. Dieser Datenplattform, betrieben durch die öffentliche Hand, kommt eine zentrale Bedeutung für die intelligente Stadt zu. Voraussetzung ist, dass die internationale Standardisierung zwischen den Systemen und die vielversprechenden Ansätze bei IEC, ISO und ITU vorangetrieben werden. Forschungsbedarf erkennt die Studie im Feld der Sensorik, deren Stromversorgung und der sie verbindenden Netzwerke. Ohne Sensorik ist die Steuerung einer komplexen Infrastruktur nicht denkbar, so die Conclusio der Autoren. Die Politik sei gefordert, die nötigen Rahmenbedingungen zu schaffen: Akzeptanz in der Bevölkerung durch Information, Sicherstellen von Datenschutz und IT-Sicherheit, Schaffung der Datenplattform, Novellierung der juristischen Leitlinien und nicht zuletzt das Vorantreiben interessanter ökonomischer Finanzierungs- und Fördermodelle.

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