Big Data: Deutsche gehen freizügig mit ihren persönlichen Daten um

Die Deutschen geben im Internet zunehmend ihre Privatsphäre auf und überlassen den Akteuren des Internets nahezu freiwillig Milliarden von persönlichen Daten. Gleichzeitig teilt die große Mehrheit der Deutschen (79 Prozent)* aber die Sorge um den Verlust ihrer Privatsphäre. Obwohl heute 59,7 Millionen** Menschen online sind, agieren sie im World Wide Web als digital unmündige Bürger. Die Preisgabe und der Verlust von Informationen und persönlichen Daten werden, wenn es um das Internet geht, nahezu verdrängt und ausgeblendet. Mit dem Positionspapier „Der gläserne Internetnutzer: Ist der Mensch das schwache Glied im Datenschutz?“ beleuchtet der Suchmaschinenanbieter Qwant in einer Pressemitteilung die Aspekte Datenschutz, Rechtsprechung und Nutzungsverhalten.

Der gläserne Mensch im virtuellen Raum

Das Internet weiß über den Nutzer mehr als dieser womöglich selbst. Über die Generationen von Internettechnologien hinweg hat der Deutsche gelernt, seine privatesten Momente wie Ängste, Wünsche, Sorgen und Träume zu teilen. Durch das Suchen nach bestimmten Informationen und durch das Teilen von Gedanken in den sozialen Netzwerken wie Facebook, Twitter und Co. machen sich die Internetnutzer öffentlich und ihre persönlichen Daten damit auswertbar. Dabei entsteht eine neue Dimension von Daten, die zur Währung von Marketing und Werbung werden. Nico Bödeker, General Country Manager von Qwant in Deutschland, sieht die zunehmende Datensammelwut der Internetunternehmen kritisch: „Die Deutschen möchten sich auch im Internet sicher fühlen und ihre Daten besser schützen. Doch ihnen fehlt es momentan an Wissen und Kenntnis. Da möchte Qwant ansetzen, über mögliche Schutzmechanismen aufklären und die digitale Welt nachhaltiger gestalten“, wird Bödeker in der Mitteilung zitiert. Obwohl Datenschutz und Privatsphäre des Deutschen vermeintlich wichtigstes privates Gut sind, ist die Kluft zwischen Anspruch und Realität noch spürbar groß. Dennoch wollen sie etwas für ihre Privatsphäre tun: 74 Prozent würden beispielsweise eine andere Suchmaschine nutzen, um sich und ihre persönlichen Daten besser schützen zu können*.

Das Internet ist kein Mikrokosmus

Die Digitalisierung beeinflusst die Deutschen, ihr Zuhause und ihren Alltag immer mehr. Das Internet als wichtigster Informations- und Kommunikationsdienstleister der heutigen Zeit verändert Gewohnheiten, Lebensstil und Kaufverhalten. Kommunikation findet öffentlich und unverfälscht, in Echtzeit und ohne Verzögerung statt. Eine Ambivalenz im Denken und Handeln durch den Wechsel zwischen online und offline können durch Sorglosigkeit, Bequemlichkeit oder Desinteresse entstehen.

Über die Beziehung der Deutschen zum Internet und ihrer Privatsphäre hat der europäische Suchmaschinenanbieter Qwant gerade ein Positionspapier veröffentlicht. Darin wirft Qwant einen Blick hinter die Bildschirme von Computern, Tablets und Smartphones und beleuchtet das Verhältnis der Deutschen zum Datenschutz.

* = GfK eBUS, „Datenschutz im Internet“, Juni/Juli 2017, n=500 Männer und Frauen ab 14 Jahre
** = Statista, „Anzahl der Internetnutzer in Deutschland „, 2017, Hochrechnung der AGOF daily digital facts

Jedes dritte Unternehmen hat sich noch nicht mit der Datenschutzgrundverordnung beschäftigt

Der großen Mehrheit der Unternehmen in Deutschland drohen in wenigen Monaten Millionen-Bußgelder. Am 25. Mai 2018 müssen nach einer zweijährigen Übergangsfrist die Vorgaben der EU-Datenschutzgrundverordnung (DS-GVO) umgesetzt sein – doch nur eine Minderheit wird diesen Termin einhalten können. Selbst von den Unternehmen, die sich aktuell mit der DS-GVO beschäftigen, gehen nur 19 Prozent davon aus, dass sie die Vorgaben der Verordnung zu diesem Datum vollständig umgesetzt haben. Weitere 20 Prozent erwarten, dass sie die Anforderungen zum größten Teil erfüllen werden. Mehr als jedes zweite dieser Unternehmen (55 Prozent) sagt, in acht Monaten werde die Umsetzung nur teilweise erfolgt sein. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Befragung unter mehr als 500 Unternehmen, die der Digitalverband Bitkom im Rahmen seiner Privacy Conference in Berlin vorgestellt hat.

„Die Zeit drängt, um die Vorgaben der Datenschutzgrundverordnung umzusetzen. Unternehmen, die bis jetzt abgewartet haben, müssen das Thema schnellstmöglich aufarbeiten“, wird Susanne Dehmel, Geschäftsleiterin Recht & Sicherheit beim Bitkom, in einer entsprechenden Pressemitteilung zitiert. „Wer den Kopf in den Sand steckt, verstößt demnächst gegen geltendes Recht und riskiert empfindliche Bußgelder zu Lasten seines Unternehmens.“

Aktuell haben sogar erst 13 Prozent der Unternehmen erste Maßnahmen zur Umsetzung der DS-GVO begonnen oder abgeschlossen. Dehmel: „Vor einem Jahr lag der Anteil bei 8 Prozent, viel passiert ist seitdem offenkundig nicht.“ 49 Prozent beschäftigen sich derzeit mit dem Thema. Jedes dritte Unternehmen (33 Prozent) gibt an, sich bislang noch überhaupt nicht mit den Vorgaben der Verordnung beschäftigt zu haben. Von den Unternehmen, die sich bereits mit der DS-GVO beschäftigt haben, sagt rund die Hälfte (47 Prozent), dass sie bisher höchstens 10 Prozent aller notwendigen Arbeiten erledigt hat. Nur 3 Prozent gehen davon aus, dass sie mehr als die Hälfte der Aufgaben abgearbeitet haben.

Selbst grundlegende organisatorische Voraussetzungen für den Datenschutz im Unternehmen fehlen häufig. So geben 42 Prozent der Unternehmen an, dass sie kein sogenanntes Verfahrensverzeichnis haben, in dem die internen Prozesse für die Verarbeitung personenbezogener Daten dokumentiert sind. Vor einem Jahr lag der Anteil mit 46 Prozent ähnlich hoch. Ohne ein solches Verzeichnis ist die Anpassung der eigenen Prozesse an die DS-GVO schwierig. „Ein Verfahrensverzeichnis ist heute schon Pflicht, künftig aber noch dringender erforderlich. Die neue Verordnung verlangt von den Unternehmen den Nachweis der rechtskonformen Datenverarbeitung. Eine solche Datenschutz-Dokumentation wird in Streitfällen eine wichtige Rolle spielen“, so Dehmel. „Jedes dritte Unternehmen hat sich noch nicht mit der Datenschutzgrundverordnung beschäftigt“ weiterlesen